Full text: (Für das 4. und 5. Schuljahr) (Teil 2)

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König Friedrich Wilhelm I. und der Bauernjunge. 
König, der in seiner Antwort erklärte: ,,wir haben erfahren, daß die in 
die Ämter geschickten Salzburger ziemlich hart gehalten und ihnen in¬ 
sonderheit schlechtes Essen gereicht werde. Die Leute sind aber gütlich 
zu halten und zur Hrbeit nicht mit Ungestüm, sondern mit glimpf¬ 
lichen Worten anzumahnen." So tat Friedrich Wilhelm alles, was er 
tun konnte, um ein neues zufriedenes Geschlecht in Preußen heranzu¬ 
ziehen, und sein fester Wille legte die Grundlage dazu. 
Um selber nach dem Rechten zu sehen, scheute er die weite Reise 
von Berlin nach Preußen nicht. Neunmal finden wir ihn auf längere 
Zeit hier und zwar in den Jahren 1714, 1718, 1721, 1724, 1726, 
1728, 1731, 1736 und 1739. Obwohl Königsberg von Berlin 80 
deutsche Weilen (594 km) entfernt liegt, legte er diesen Weg doch immer 
in weniger als vier Tagen zurück. Diese außerordentliche Schnelligkeit 
hielt die in seinen Diensten stehenden Personen in beständiger Furcht, 
durch seine unerwartete Rnkunft überrascht zu werden. Gewöhnlich 
bestand sein Gefolge aus fünf bis sechs Wagen. Er nahm nie einen 
Koch mit, sondern aß unterwegs oder in Königsberg immer bei seinen 
Generalen oder andern vornehmen Personen, die er dafür durch Ge¬ 
schenke reichlich entschädigte. Jede dieser Reisen war für Preußen von 
höchster Bedeutung. 
Wit Recht urteilt darum sein Zahn und Nachfolger Friedrich der 
Große über ihn und seine Tätigkeit mit folgenden Worten: „Das 
preußische Litauen ist in Europa wenig bekannt, obwohl es ver¬ 
dient, es mehr zu sein- es ist eine Zchöpfung meines Vaters. Ich 
finde in diesem Unternehmen meines Vaters, diese Wüste bewohnbar 
und glücklich zu machen, wahrhaft Heldenmäßiges." 
256. König Friedrich Wilhelm I. und der 
Bauernjunge. 
Christian Tage. 
Bekanntlich reiste Friedrich Wilhelm der Erste, dem Preußen 
so sehr am Herzen lag, oft in diese Provinz. Sein Weg 
ging allemal über Marienwerder. Einst hielt sein Wagen eine 
Meile hinter der Stadt, um frisches Vorgespann zu bekommen. 
Ein Bauernjunge, der vermutlich zur Mannschaft des abgelösten 
Vorgespanns gehörte, setzte sich an den Weg dem haltenden 
Wagen des Königs gegenüber, zog aus seinem Korbe ein Stück 
Fleisch hervor und verzehrte es mit großem Äppetit. Den König 
interessierte der Änblick des muntern und so herzhaft speisenden
	        
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