Friedrich der Große und seine Soldaten vor der Schlacht bei Leuthen. 287
Knaben. „Junge,“ rief er ihn an, „was ißt du?“ — „Fleisch, Herr!“
— „Was für Fleisch ?“ — „Ja, da rat’ er einmal!“ — „Rindfleisch ?“
— „Höher auf!“ — „Kalbfleisch?“ — „Höher auf!“ — „Hühner¬
fleisch?“ — „Höher auf!“ — „Wildpret?“ — „Höher auf!“ —
„Na, doch wohl nicht gar Schweinefleisch?“ — „Da hat der
Herr geraten!“
Der König freute sich über diese Unterhaltung. Er ergriff
lachend den Faden des Gesprächs von neuem. „Junge! Für wen
hältst du mich?“ — „Na, er mag wohl ein Korporal sein!“ —
„Höher auf!“ — „Ein Hauptmann?“ — „Höher auf!“ — „Ein
Major?“ — „Höher auf!“ — „Na,“ sagte der Knabe verwundert,
„ein General?“ — „Höher auf!“ Plötzlich sprang der Knabe
erschrocken empor, riß seine Mütze herunter und rief erschrocken:
„Schiach on de Not! So mag He woll de König syn?“ Der
König lachte herzlich, ließ dem Knaben etwas reichen und fuhr
weiter. Lebensgeschidite. Königsberg 1807.
257. Friedrich der Große und seine Soldaten
vor der Schlacht bei Leuthen.
Fedor von Koppen.
Äls alle Vorbereitungen zur Schlacht getroffen waren,
wünschte der König noch unmittelbar auf den Geist seiner
Truppen einzuwirken. Er ritt deshalb am späten Abend durch
das Lager blieb hier und da vor einem Wachtfeuer halten,
redete vertraulich mit den Mannschaften und ergötzte sich an
ihren schlichten und derben Antworten. Zuerst traf er auf eine
Wache seiner Garde du Corps. „Guten Abend, Fritz!“ grüßten
ihn die alten Krieger treuherzig und vertraulich, „was bringst
Du noch so spät?“
„Ich bringe Euch was Gutes, Kinder,“ sprach der König,
„ich bringe eine Schlacht; Ihr sollt die Österreicher brav zu¬
sammenhauen !“
„Das soll geschehen,“ schallte die Antwort so fest, daß jeder
Zweifel verstummte.
„Gibt aber ein sauer Stück Arbeit, sie haben sich fest ver¬
schanzt.“
„Und wenn sie den Teufel um und vor sich hätten, wir werfen
sie doch heraus. Führ’ uns nur heran, das andere laß uns be¬
sorgen, Deine Garde du Corps.“