102
Das Beerlein schmeckte seinem Gaum.
Der Herr, nach einem kleinen Raum,
Ein ander Kirschlein zur Erde schickt,
Wonach Sankt Peter schnell sich bückt.
So läßt der Herr ihn seinen Rücken
Gar vielmal nach den Kirschen bücken.
Das dauert eine ganze Zeit.
Dann sprach der Herr mit Heiterkeit:
„Tät'st du zur rechten Zeit dich regen,
Hätt'st du's bequemer haben mögen.
Wer geringe Dinge wenig acht't,
Sich um geringere Mühe macht."
76. Trau', schaut wem?
Sebastian Frank.
Ein Fuchs verkündete den Hennen und Hähnen, die auf einem
Baume saßen, einen ewigen Frieden, der da wäre angestellt mit allen
Tieren, also daß fürderhin Wolf und Schaf, Fuchs und Hühner ewige
Freundschaft miteinander haben sollten. Damit hätte er gerne die Hennen
vom Baume geschwatzt. Aber der Hahn sprach: „Das höre ich gern,"
und reckte dabei den Kopf auf. Der Fuchs sagte: „Was siehst du?"
Der Hahn antwortete: „Ich sehe einen Jäger mit Hunden von ferne."
Der Fuchs sprach: „Da bleib' ich nicht." Antwortete der Hahn: „Harre,
so wollen wir auch mit dir hinab, wenn wir sehen, daß die Hunde
mit dir Frieden haben." Der Fuchs sagte: „Ei, er möchte ihnen noch
nicht verkündet sein. Ich fahre dahin."
77. De Fos on de Hahn.
Dr. Robert Dorr.
De Hahn steit op dem Tuun on kreiht,
Do kömmt de Fos on fegt: „Hör' an!
Du kreihst grad so, mien leewer Hahn,
As dien Herz-Vader plegd' to kreihn." —
Do kreiht erst recht de domme Hahn
On schoddert sik vör luter Freud. —
De Fos springt to, rennt met em af;
De Buren hingerher em Dras: