Full text: (Sechstes und siebentes Schuljahr) (Teil 3 für Kl. 4 u. 3)

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unglücklichen Troerinnen bei den Schiffen und sahen die rauchenden 
Trümmer ihrer Vaterstadt, wo ihre Väter und Gatten und Söhne 
erschlagen lagen. Glücklich noch ist das Los der Erschlagenen, sie haben 
ausgestritten und ausgelitten; aber die armen gefangenen Frauen mit 
ihren unmündigen Bindern erwartet fern vom Vaterlande unter fremden 
Herren das harte Geschick der Knechtschaft. 
Nur zwei trojanische Fürsten entgingen dem allgemeinen Verderben, 
Antenor und Äneas. Den greisen Antenor mit seinem Hause verschonten 
die Achäer, weil er einst den Menelaus und Odysseus, als sie nach 
Troja als Gesandte kamen, bei sich beherbergt und stets für die 
Rückgabe der Helena gesprochen hatte. Der Held Äneas, der lange in 
der eroberten Stadt noch tapfer gekämpft hatte, entschloß sich endlich, 
als er keine Rettung mehr sah, zur Flucht. Er nahm den alten Vater 
Anchises, der gelähmt war, auf seine Schultern, den kleinen Sohn 
Askanius an die Hand und eilte unter dem Schutze der Nacht, geführt 
von seiner Mutter, der Göttin Aphrodite, über Trümmer und Leichen 
weg aus der Stadt nach dem nahen Idagebirge, von wo er später nach 
Italien zog, um den Grund zu legen zu dem weltbeherrschenden Rom. 
Noch tagelang brannte die unglückliche Stadt, aus der die Sieger 
eine reiche Beute zu ihren Schiffen schleppten. Die Götter beweinten, 
in dunkeles Gewölk gehüllt, den Fall der herrlichen Feste, die so lange 
mächtig im asiatischen Lande geherrscht hatte. Fernher von den Bergen 
des Ida und von den Inseln sahen die umwohnenden Völker die 
Flammen und die Rauchsäulen zum Himmel aufsteigen und erkannten, 
daß endlich nach jahrelangem Kriege die Achäer das große Werk vollendet 
und Rache genommen hatten für den ungerechten Frevel des Paris, dem 
die verblendete Stadt ihren Schutz gewährt hatte. 
121. Solon und Krösus. 
Aus Herodot. Übersetzt von Fr. Lange. 
Als Sardes auf dem Gipfel seiner Macht stand, kamen nach dieser 
Stadt alle Weisen der damaligen Zeit aus Hellas, unter anderen auch 
Solon von Athen. Dieser hatte seinen Landsleuten auf ihren Wunsch 
Gesetze gegeben, und, nachdem sein Werk vollendet war, nahm er 
Urlaub auf zehn Jahre und ging außer Landes. Er besuchte Ägypten, 
Cypern und die Staaten Kleinasiens und folgte von hier aus einer 
Einladung des Königs Krösus von Lydien, der in Sardes residierte.
	        
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