Full text: (Sechstes und siebentes Schuljahr) (Teil 3 für Kl. 4 u. 3)

250 
zu sehen, daß er sie bekehren solle. Er begann daher die angelsächsische 
Mission, und diese wurde mit so glücklichem Erfolge fortgeführt, daß 
im Laufe von hundert Jahren das gesamte angelsächsische Volk das 
Christentum annahm. Da die Gründung der angelsächsischen Kirche von 
Rom ausging, kam sie in unmittelbare Abhängigkeit von der römischen. 
Nur in Rom suchten die Angelsachsen fortan religiöse Unterweisung; 
scharenweise pilgerten Geistliche und Laien nach dem Grabe des heiligen 
Petrus: ja in Rom wurde eine Schule zur Bildung von angelsächsischen 
Geistlichen angelegt und zu ihrem Unterhalte der Romschoß erhoben, von 
jedem Hause in den angelsächsischen Königreichen ein Pfennig. 
Als die Angelsachsen bekehrt waren, machten sie sich mit glühendem 
Eifer daran, das Christentum und die Herrschaft der römischen Kirche 
weiter zu verbreiten. Zunächst zogen sie über die See zu den Friesen, 
und nach mehreren unglücklichen Versuchen gelang es Willibrord, den 
südwestlichen Teil des Landes für das Christentum zu gewinnen. Der 
bedeutendste unter den angelsächsischen Missionaren wurde Vonifatius, 
auch Winfried genannt, — beide Wörter bedeuten soviel wie Wohlfahrt. 
2. Bonifatius. 
Zn Bonifatius vereinigte sich eine Reihe der glänzendsten Eigen¬ 
schaften, die ihn zur Mission und zum Kirchenregimente besonders 
befähigten: Ernst und Milde, Klugheit und Aufrichtigkeit, gelehrte 
Bildung und praktisches Geschick, Tatkraft und unermüdliche Ausdauer. 
Darum übte er eine Macht über die Geister, wie sie wenigen beschieden ist. 
Wer mit ihm persönlich verkehrt hatte oder ihn das Evangelium hatte 
auslegen hören, mochte nicht wieder von ihm lassen. Daher die unendliche 
Verehrung und Liebe, die er schon bei Lebzeiten genoß, der trostlose 
Schmerz und das Zusammenströmen des Volkes, als seine Leiche von 
Friesland nach Fulda übergeführt wurde. 
Zu den persönlichen Vorzügen kam für das Gelingen seines Werkes 
noch hinzu, daß sowohl die fränkischen Herrscher als auch die Päpste ihn 
nachhaltig und wirksam unterstützten. Die fränkischen Herrscher erkannten, 
daß christliche Nachbarn ihrem Reiche vorteilhafter seien als heidnische, 
und dem Papste war die Tätigkeit Winfrieds hochwillkommen, da Win¬ 
fried zugleich den christlichen Glauben ausbreitete. 
Vonifatius hatte nämlich dem Papste einen Eid geleistet, an dem 
katholischen Glauben festzuhalten, dem heiligen Petrus und seinem 
Stellvertreter gehorsam zu sein und mit abtrünnigen Geistlichen keine
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.