Full text: (Sechstes und siebentes Schuljahr) (Teil 3 für Kl. 4 u. 3)

4. Feierlich der Alte sprach: 
„Siehst du über unsern Wegen 
Hochgewölbt das grüne Dach? 
Das ist unsrer Ahnen Segen. 
5. Denn es gilt ein ewig Recht: 
Wo die holden Wipfel rauschen, 
Von Geschlechte zu Geschlecht 
Geht im Wald ein heilig Tauschen. 
6. Was uns not ist, uns zum Heil 
Ward's gegründet von den Vätern; 
Aber das ist unser Teil, 
Daß wir gründen für die Später'n. 
7. Drum im Forst auf meinem Stand 
Ist mir's oft, als böt' ich linde 
Meinem Ahnherrn diese Hand, 
Jene meinem Kindeskinde. 
8. Und sobald ich pflanzen will, 
Pocht das Herz mir, daß ich's merke, 
Und ein frommes Sprüchlein still 
Muß ich beten zu dem Werke: 
9. „Schütz' euch Gott, ihr Reiser schwank! 
Mögen unter euern Kronen, 
Rauscht ihr einst den Wald entlang, 
Gottesfurcht und Freiheit wohnen! 
10. Und ihr Enkel, still erfreut 
Mögt ihr dann mein Segnen ahnen, 
Wie's mit frommem Dank mich heut' 
An die Väter will gemahnen." 
11. Wie verstummend im Gebet, 
Schwieg der Mann, der tiefergraute, 
Klaren Auges, ein Prophet, 
Welcher vorwärts, rückwärts schaute. 
12. Segnend auf die Stämmlein rings 
Sah ich dann die Händ' ihn breiten; 
Aber in den Wipfeln ging's 
Wie ein Gruß aus alten Zeiten.
	        
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