7. Da ruft der Greis so freudig bang':
„Sagt an, was ihr erschaut!
Mein Schwert, ich kenn's am guten Klang,
es gab so scharfen Laut." —
„Der Räuber ist gefallen,
er hat den blut'gen Lohn.
Heil dir, du Held vor allen,
du starker Königssohn!"
8. Und wieder wird es still umher,
der König steht und lauscht:
„Was hör' ich kommen übers Meer?
Es rudert, und es rauscht!"
„Sie kommen angefahren,
dein Sohn mit Schwert und Schild,
in sonnenhellen Haaren
dein Töchterlein Gunild."
9. „Willkommen!" ruft vom hohen Stein
der blinde Greis hinab,
„nun wird mein Alter wonnig sein
und ehrenvoll mein Grab.
Du legst mir, Sohn, zur Seite
das Schwert von gutem Klang;
Gunilde, du Befreite,
singst mir den Grabgesang!"
Ludwig Uh land.
12. Der tote Soldat.
s. Auf ferner, fremder Aue,
da liegt ein toter Soldat,
ein ungezählter, vergeßner,
wie brav er gekämpft auch hat.
2. Es reiten viel Generale
mit Areuzen an ihm vorbei;
denkt keiner, daß, der da lieget,
auch wert eines Areuzleins sei.
3. Es ist um manchen Gefallnen
viel Frag' und Kammer dort;
doch für den armen Soldaten
gibt's weder Träne noch Wort.
% Doch ferne, wo er zu Haufe,
da fitzt beim Abendrot
ein Vater voll banger Ahnung
und sagt: „Gewiß, er ist tot!"
5. Da sitzt eine weinende Mutter
und schluchzet laut: „Gott helf'!
Er hat sich angemeldet;
die Ahr blieb stehn um elf."
6. Da starrt ein blasses Mädchen
hinaus ins Dämmerlicht:
„And ist er dahin und gestorben,
meinem Herzen stirbt er nicht!" —
7. Drei Augenpaare schicken,
so heiß es ein Herz nur kann,
für den armen toten Soldaten
ihre Tränen zum Himmel hinan.
8. And der Himmel nimmt die
Tränen
in einem Wölkchen auf
und trägt es zur fernen Aue
hinüber in raschem Lauf
9. und gießt aus der Wolke die Tränen
aufs Haupt des Toten als Tau,
daß er unbeweint nicht liege
auf ferner, fremder Au.
Johann Gabriel Seidl.