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groß wie ein Ochsenviertel, und ein andrer nimmt so ein großes Messer
und säbelt herunter immer ein Stück ans das andre auf einen großen Teller.
„Na," denke ich — „der versteht's schon besser als der mit der Suppe."
Der große Teller kommt an mich znerst, und ich nehme ihn vor mich
und dann auch so ein Schüsselchen mit Kartoffeln dazu. Ich denke zwar:
„Es ist ein bißchen viel, aber du darfst dich hier nicht lumpen lassen,"
und esse zu. Die hellen Tropfen haben mir ans der Stirne gestanden,
bis die Häppchens alle gegessen waren. Wie ich denn nun fertig war (und
der Herr neben mir schenkte immer tapfer ein, daß ich's gut herunter
kriegte), fragt mich Seine Majestät der König: „Wie ist's, mein Sohn,
möchtest du noch mehr haben?"
Ich sage: „Zu Befehl, Majestät, wenn noch ein bißchen da ist." Da
lachten alle Herren aus vollem Halse, und auch Seine Majestät hielt sich
die Seiten. Ich wußte nicht warum. Aber der König sagte: „Nein, es
ist gut für heute, mein Sohn, jetzt soll ein andres Gericht kommen."
3. Na, ich war froh, daß es mit dem Kalbsbraten alle war, und
denke: „Was wird nun kommen?" — da tritt ein hoher Offizier mit
Schnüren auf den Schultern an mich heran und hängt mir das Eiserne
Kreuz an. Wie ich ankomme, da lachte der Adjutant wieder übers ganze
Gesicht und drehte seinen Schnauzbart herum und gab mir die Hand. Ich
freute mich, daß er wieder gut war und seine Plauscherei bei Majestät
ihm doch nichts genutzt und ich fürs Einhauen an der Tafel das Eiserne
Kreuz von Seiner Majestät selbst gekriegt hatte.
So ist es gekommen und nicht anders."
Der Verfasser aber und der geneigte Leser denken eins miteinander:
„Wenn's aufs Essen bloß ankäme oder gar aufs Trinken, da hätte der
König viele Kreuze zu verteilen gehabt." Daß der Füsilier aber mehr als
Brot essen konnte, hatte ihm sein Oberst schon gesagt. Er wollte eben
das liebe Gut nicht liegen lassen, weder auf dem Schlachtfelde noch an
des Königs Tafel. Emil Frommel.
301. Kaiser Wilhelm I. in Essen.
1. Als Kaiser Wilhelm I. einmal die Kruppschen Werke in Essen
besuchte, führte man ihn vor den mächtigen Dampfhammer „Fritz".
Man erklärte ihm, wie vernichtend der Hammer niedersausen könnte.
„Aber," sagte Krupp und deutete auf einen ergrauten Arbeiter, der
neben dem Hammer stand, „der Arbeiter Ackermann hat eine so sichere
Hand und ein so scharfes Auge, daß er mit einer Bewegung am Hebel
den Hammer im Niederfallen aufhalten kann. Man darf getrost seine
Hand auf den Amboß legen; wenn der Eisenhammer von diesem