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5. Einigkeit.
(Nach Curtman.)
Marie war zwei Jahre älter als ihre Schwester Bertha.
Die ältere Schwester wollte der jüngeren des Morgens beim
Anziehen nie helfen, darum gab es oft Zank und Streit. Da
sagte die Mutter eines Morgens: „Hört, Kinder, ich will euch
einmal ein Märchen erzählen. Aber erst müßt ihr im Zimmer
hübsch aufräumen und einander dabei helfen."
Da ging's flink an die Arbeit, und in kurzer Zeit war
das Zimmer in Ordnung. Darauf erzählte die Mutter: „Der
Zeigefinger hatte einst einen goldenen Ring angesteckt, in welchem
ein Edelstein glänzte. Deshalb wurde der Finger hochmütig und
wollte dem Daumen und dem Mittelfinger nicht mehr schreiben
helfen, obgleich alle drei die Feder halten müssen. Der geschmückte
Zeigefinger hielt sich für besser als die andern. Es war aber
auch ein wenig Faulheit dabei im Spiele. Die andern Finger-
waren erzürnt und dachten: Du wirst uns doch auch noch einmal
nötig haben, und dann helfen wir dir auch nicht.
Nach einigen Tagen wollte der Zeigefinger eine Blume
pflücken; aber weil der Daumen und die andern Finger nicht
behilflich waren, so mußte er die Blrune stehen lassen. So
ging es ihm auch, wenn er Kirschen vom Baume nehmen wollte.
Da sah er endlich ein, daß er ohne die andern Finger nichts
machen konnte, und es war ihn: nun leid, daß er so hochmütig
gegen seine Mitbrüder gewesen war.
6. Was ein Reitersmann haben muß.
(Güll.)
Ein Reitersmann muß haben:
ein Pferdlein, um zu traben,
den Bügel, aufzusteigen,
den Zügel, auszuweichen,
den Sattel, fest zu sitzen,
die Peitsche, um zu flitzen,
die Sporen, um zu wecken,
den Helm, das Haupt zu decken,
die Lanze, um zu spießen,
Pistolen, um zu schießen,
den Säbel an der Seiten;
dann kann er lustig reiten.