4 
5. Einigkeit. 
(Nach Curtman.) 
Marie war zwei Jahre älter als ihre Schwester Bertha. 
Die ältere Schwester wollte der jüngeren des Morgens beim 
Anziehen nie helfen, darum gab es oft Zank und Streit. Da 
sagte die Mutter eines Morgens: „Hört, Kinder, ich will euch 
einmal ein Märchen erzählen. Aber erst müßt ihr im Zimmer 
hübsch aufräumen und einander dabei helfen." 
Da ging's flink an die Arbeit, und in kurzer Zeit war 
das Zimmer in Ordnung. Darauf erzählte die Mutter: „Der 
Zeigefinger hatte einst einen goldenen Ring angesteckt, in welchem 
ein Edelstein glänzte. Deshalb wurde der Finger hochmütig und 
wollte dem Daumen und dem Mittelfinger nicht mehr schreiben 
helfen, obgleich alle drei die Feder halten müssen. Der geschmückte 
Zeigefinger hielt sich für besser als die andern. Es war aber 
auch ein wenig Faulheit dabei im Spiele. Die andern Finger- 
waren erzürnt und dachten: Du wirst uns doch auch noch einmal 
nötig haben, und dann helfen wir dir auch nicht. 
Nach einigen Tagen wollte der Zeigefinger eine Blume 
pflücken; aber weil der Daumen und die andern Finger nicht 
behilflich waren, so mußte er die Blrune stehen lassen. So 
ging es ihm auch, wenn er Kirschen vom Baume nehmen wollte. 
Da sah er endlich ein, daß er ohne die andern Finger nichts 
machen konnte, und es war ihn: nun leid, daß er so hochmütig 
gegen seine Mitbrüder gewesen war. 
6. Was ein Reitersmann haben muß. 
(Güll.) 
Ein Reitersmann muß haben: 
ein Pferdlein, um zu traben, 
den Bügel, aufzusteigen, 
den Zügel, auszuweichen, 
den Sattel, fest zu sitzen, 
die Peitsche, um zu flitzen, 
die Sporen, um zu wecken, 
den Helm, das Haupt zu decken, 
die Lanze, um zu spießen, 
Pistolen, um zu schießen, 
den Säbel an der Seiten; 
dann kann er lustig reiten.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.