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Herzog Leopold I, Friedrichs Bruder, ein gewaltiges Heer
aus, um das verhaßte Bauernvolk zu züchtigen und der Herr¬
schaft seines Hauses wieder zu unterwerfen. Die Waldleute,
welche nur 1300 Streiter zählten, versammelten sich auf den
1315 Rat des alten Reding in dem engen Passe am Berge Mor¬
garten und bereiteten hier dem ahnungslos heranziehenden
Gegner am 15. November 1315 eine furchtbare Niederlage.
An 1500 schwer gewappnete Ritter sollen unter den Hellebarden
der Schweizer gefallen sein, und nur mit Mühe vermochte sich
Leopold aus der allgemeinen Verwirrung durch die Flucht zu
retten. Gern hätte der letztere Rache für die erlittene Schmach
genommen, allein die Verhältnisse im Reiche hinderten ihn
daran, ja er sah sich sogar einige Zeit darauf genötigt, mit
den jetzt doppelt verhaßten Bauern einen Waffenstillstand ein¬
zugehen. Die Waldstätte aber erneuerten noch im Dezember
desselben Jahres zu Brunnen den „ewigen Bund", dem im
Laufe der nächsten vier Jahrzehnte auch Luzern, Zürich,
Glarus, Zug und Bern beitraten.
Mit Besorgnis und Unmut blickten nicht nur die Habs¬
burger, sondern auch die übrigen Fürsten und Herren des
südlichen Deutschlands auf die Erweiterung der schweizer Eid¬
genossenschaft, die ihnen allen in gleicher Weise die ernstesten
Gefahren drohte. Fast der gesamte Adel jener Gegenden schloß
sich daher dem Herzog Leopold III, dem Besitzer der öster¬
reichischen Güter und Gaue in Schwaben und Helvetien an,
als dieser den abermaligen Versuch machte, die freiheitsstolzen
Bergbewohner zu demütigen und im „gottgefälligen Kriege"
zu strafen. Die Schweizer erwarteten in einer Stärke von
nur 1400 Mann den mehr als zehnfach überlegenen Feind
1386 bei Sempach unweit Luzern, wo es am 9. Juli 1386 zu
einer überaus heißen Schlacht kam, die der Sage nach erst
durch die heldenmütige Aufopferung Arnolds von Winkelried
für die Eidgenossen gewonnen werden konnte. Scharenweise
erlagen des Herzogs Streiter den Kolbenschlägen der Land¬
leute, er selbst fand verzweiflungsvoll im Getümmel den Tod,
und mit ihm bedeckten über 600 Grafen und Herren die blutige
Walstatt. Dennoch erneuerten die Österreicher zwei Jahre
später den Kampf, wurden indes von den Schwyzern und
1388 Glarueru bei Näfels derartig aufs Haupt geschlagen, daß sie
Frieden schließen und die Selbständigkeit der Eidgenossen an¬
erkennen mußten. Und wie sie, so solli/en in der Folge auch
andere benachbarte Fürsten die Erfahrung machen, daß es nicht
möglich war, das tapfere, freiheitliebende Volk unter das Joch
zu beugen. Im Gegenteil errangen außer den vorgenannten
Orten und Landschaften noch Freiburg, Solothurn, Basel,