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aufgearbeitet ist, b. h. wenn Reisig, Nutz- und Brennholz verkauft und
weggeschafft worden sind, beginnt der Holzmacher mit dem Stockmachen.
Die im Winter beim Abschneiden der Bäume stehen gebliebnen Baum¬
stümpfe werden mit der Stockhacke umgraben, daß die Wurzeln frei werden.
Diese werden mit scharfer Art abgehauen und aus dem Boden gehoben.
Der Stock selbst wird mit Art und Keil gespalten. In den Spalt steckt
der Holzmacher einen Reitel und dreht die Stockhälften von der Herz¬
wurzel ab. Das ist eine mühsame Arbeit, die manchen Schweißtropfen
kostet.
III. Im Sommer.
Im Sommer wird der Stockgräber nebenbei Vogelsteller. Unter
den Vögeln ist der Kreuzschnabel der Forstkultur schädlich, weil er den
Samen der Fichte, Tanne und Kiefer frißt. Er ist deshalb von der
Obrigkeit freigegeben, und die Holzarbeiter dürfen ihn fangen. Auf Geheiß
des Forstpersonals verrichtet der Holzfäller noch mancherlei andre Arbeiten.
Er legt Samenbeete an, worin junge Radel- und Laubbäumchen gezogen
werden, und bepflanzt Holzschläge. Rach der Schnur werden die Pflanzen
einen Meter voneinander in Löcher gesetzt. Tausende und Abertausende
stehe,l da in Reih und Glied wie die Schüler auf dem Turnplan. Der
Holzhauer muß Wege bauen helfen, oft Forstschädlinge, wie Borkenkäfer,
vernichten oder Leimringe an Bäume anlegen.
R. Franke.
116. Die Heimat unsrer Puppen.
1. Wenn wir die Heimat unsrer Puppen aufsuchen wollen, so fahren
wir mit der Eisenbahn durch das herrliche Saaletal nach den waldreichen
Höhen des südöstlichen Thüringer Waldes. Dort liegt, von lieblichen
Bergen fast ganz eingeschlossen, die meiningische Stadt Sonneberg, welt¬
bekannt, weil sie eigentlich die Geburtsstätte unsrer Puppe ist. In jedem
Hause sind dort viele fleißige Hände mit der Herstellung der Puppen be¬
schäftigt. Durch die Straßen rasseln fortgesetzt Wagen mit riesigen Kisten,
in welchen die fertigen Puppen nach den fremden Ländern und Erdteilen
gebracht werden, und bei einem Gange durch die Stadt begegnen uns
Hunderte von Frauen, die auf ihrem Rücken schwere, hochbeladne Körbe
mit Puppen und deren Teilen nach dem Warenlager bringen. Überall stößt
man aus das Puppenregiment.
Das scheint uns und jedem Fremden recht wunderbar, und unwillkür¬
lich fragt man sich: Wie mag es eigentlich kommen, daß gerade hier in
Sonneberg und Umgebung so viele Millionen Puppen für die ganze
Welt gefertigt werden?
2. Die Sonneberger Puppenindustrie ist ohne Zweifel von Rürn-