Full text: [Teil 3 = Kl. 6] (Teil 3 = Kl. 6)

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auf Wache zogen, bei ihren Rondegängen über die Uniform zu ziehen 
pflegten. Er gab deshalb strengen Befehl, keine Pelze in das Wachtlokal 
mitzubringen; abertrotz alledem wurden sie doch allabendlich eingeschmuggelt. 
Eines Abends kehrte der König von einem größeren Spazierritt 
nach Sanssouci zurück und trat unerwartet in das Zimmer des wach¬ 
habenden Offiziers. „Ist etwas Neues vorgefallen?" fragte er den 
jungen Mann, während fein Adlerauge das Zimmer musterte und 
sogleich einen verbotenen langen Pelz an der Wand hängend erblickte. 
„Der englische Gesandte erwartet Ew. Majestät im Vorzimmer, sonst 
weiß ich nichts zu melden!" antwortete der Offizier salutierend. „So, 
so!" machte Friedrich und trat auf das verhängnisvolle Kleidungsstück 
zu. Während er mit der Reitgerte darauf klopfte, fragte er: „Der 
Pelz gehört wohl Ihm?" — „Zu Befehl, Majestät!" war die Antwort 
des Offiziers. Ohne ein Wort zu sagen, griff der König nach dem Pelz 
und warf ihn ins lodernde Kaminfeuer. Vollkommen gleichgültig blickte 
der junge Kriegsmann ins Feuer, und Friedrich fuhr fort: „Der Verlust 
wird Ihn schmerzen, aber Er weiß ja, ich kann die Pelze bei meinen 
Soldaten nicht leiden!" Der Offizier schüttelte den Kopf: „Mir kann 
der Pelz sehr gleichgültig sein, Majestät; denn er ist ja nicht mein 
Eigentum, sondern er gehört dem englischen Gesandten!" — „Der 
Teufel auch!" fuhr der König auf und suchte den Pelz aus den Flammen 
zu ziehen, aber er war bereits zum größten Teil verkohlt. „Ich habe 
Ihn ja doch gefragt, ob Ihm der Pelz gehört," sagte er ärgerlich. „Und 
ich habe Ew. Majestät untertänigst berichtet, daß er ihm, d. h. dem 
Gesandten, gehört!" erwiderte kaltblütig der Offizier. „Ei, das ist ja 
ein fatales Mißverständnis, und ich werde wohl die Kosten tragen 
müssen," lächelte der König; „gibt's aber Krieg," fuhr er dann fort, 
„wegen des Pelzes, dann stecke ich Ihn dafür in die Avantgarde!" 
160. König Friedrich und sein Nachbar. 
Von Peter Hebel. 
Werke. 2. Ausgabe in 3 Bänden. Karlsruhe 1853. 3. Band. S. 125. 
Der König von Preußen hatte acht Stunden von Berlin ein 
schönes Lustschloß und war gern darin, wenn nur nicht ganz 
nahe daneben die unruhige Mühle gewesen wäre. Denn erstlich 
stehen ein königliches Schloß und eine Mühle nicht gut neben¬ 
einander, obgleich das Weißbrot auch in dem Schlosse nicht übel 
schmeckt, wenn’s die Mühle fein gemahlen und der Ofen wohl 
gebacken hat. Außerdem aber, wenn der König in seinen besten
	        
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