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auf Wache zogen, bei ihren Rondegängen über die Uniform zu ziehen
pflegten. Er gab deshalb strengen Befehl, keine Pelze in das Wachtlokal
mitzubringen; abertrotz alledem wurden sie doch allabendlich eingeschmuggelt.
Eines Abends kehrte der König von einem größeren Spazierritt
nach Sanssouci zurück und trat unerwartet in das Zimmer des wach¬
habenden Offiziers. „Ist etwas Neues vorgefallen?" fragte er den
jungen Mann, während fein Adlerauge das Zimmer musterte und
sogleich einen verbotenen langen Pelz an der Wand hängend erblickte.
„Der englische Gesandte erwartet Ew. Majestät im Vorzimmer, sonst
weiß ich nichts zu melden!" antwortete der Offizier salutierend. „So,
so!" machte Friedrich und trat auf das verhängnisvolle Kleidungsstück
zu. Während er mit der Reitgerte darauf klopfte, fragte er: „Der
Pelz gehört wohl Ihm?" — „Zu Befehl, Majestät!" war die Antwort
des Offiziers. Ohne ein Wort zu sagen, griff der König nach dem Pelz
und warf ihn ins lodernde Kaminfeuer. Vollkommen gleichgültig blickte
der junge Kriegsmann ins Feuer, und Friedrich fuhr fort: „Der Verlust
wird Ihn schmerzen, aber Er weiß ja, ich kann die Pelze bei meinen
Soldaten nicht leiden!" Der Offizier schüttelte den Kopf: „Mir kann
der Pelz sehr gleichgültig sein, Majestät; denn er ist ja nicht mein
Eigentum, sondern er gehört dem englischen Gesandten!" — „Der
Teufel auch!" fuhr der König auf und suchte den Pelz aus den Flammen
zu ziehen, aber er war bereits zum größten Teil verkohlt. „Ich habe
Ihn ja doch gefragt, ob Ihm der Pelz gehört," sagte er ärgerlich. „Und
ich habe Ew. Majestät untertänigst berichtet, daß er ihm, d. h. dem
Gesandten, gehört!" erwiderte kaltblütig der Offizier. „Ei, das ist ja
ein fatales Mißverständnis, und ich werde wohl die Kosten tragen
müssen," lächelte der König; „gibt's aber Krieg," fuhr er dann fort,
„wegen des Pelzes, dann stecke ich Ihn dafür in die Avantgarde!"
160. König Friedrich und sein Nachbar.
Von Peter Hebel.
Werke. 2. Ausgabe in 3 Bänden. Karlsruhe 1853. 3. Band. S. 125.
Der König von Preußen hatte acht Stunden von Berlin ein
schönes Lustschloß und war gern darin, wenn nur nicht ganz
nahe daneben die unruhige Mühle gewesen wäre. Denn erstlich
stehen ein königliches Schloß und eine Mühle nicht gut neben¬
einander, obgleich das Weißbrot auch in dem Schlosse nicht übel
schmeckt, wenn’s die Mühle fein gemahlen und der Ofen wohl
gebacken hat. Außerdem aber, wenn der König in seinen besten