Full text: [Teil 3 = Kl. 6] (Teil 3 = Kl. 6)

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waren Betrüger aufgetreten und hatten sich für den verschollenen Fürsten 
ausgegeben und ihr Vergehen mit dem Tode gebüßt. Als aber die 
beiden Räte Örtzen und Stralendorf trotz der dazwischenliegenden langen 
Zeit den fürstlichen Herrn wieder erkannt hatten, herrschte Freude im 
ganzen Lande. Bei Hohen-Viecheln am Schweriner See traf Heinrich 
mit seiner vielgeprüften Gemahlin zusammen, nachdem er fast siebenund¬ 
zwanzig Jahre von ihr getrennt gewesen war. Von seinen drei Kindern 
fand er nur noch seinen Sohn Heinrich am Leben. 
Vier Jahre lang regierte Heinrich sein Land noch in Frieden. Aber 
seine Kraft war in der langen Gefangenschaft gebrochen. Am 2. Januar 
1302 zog er sein Pilgerkleid gänzlich aus und ging ein in das Vater¬ 
land, das er gesucht, und dessen er sich unter allen schweren Leiden im 
Glauben getröstet hatte. 
14. Dlë {12ürit|* Von Kreutzer. 
MsT/vcfieninirg ist eins der seenreichsten Länder Deutschlands. Es 
i enthält gegen 300 größere und kleinere Landseen. Die meisten 
liegen in der muldenförmigen Vertiefung eines Höhenzuges, der von 
Asien her sich zu uns verzweigt. Der größte von allen diesen Seen — 
und nicht allein der größte in Mecklenburg, sondern in ganz Nord¬ 
deutschland überhaupt — liegt im Südosten. Die alten Wenden nannten 
ihn schon kurzweg „morze", d. h. Meer, woraus die heutige Bezeichnung 
„Müritz" entstanden ist. (Die größte Ausdehnung der Müritz von 
Norden nach Süden beträgt 33/4 Meilen, ihre größte Breite von Osten 
gegen Westen l3/4 Meilen und ihr Flächeninhalt etwa 2 Quadratmeilen.) 
Die Sage erzählt, aus dem Raume, den jetzt die Müritz einnimmt, 
wären ehemals sieben Seen zu finden gewesen. Da hätte ein gewaltiger 
Sturm eine Überschwemmung herbeigeführt, wodurch die sieben Seen zu 
einem einzigen großen vereinigt wären. Und unmöglich ist das nicht. 
An verschiedenen Stellen sindet man unter dem stachen Wasser unsern des 
Ufers riesige Baumleichen, gewöhnlich mit den Spitzen nach Osten 
liegend, und gewaltiges, viel verschlungenes Wurzelwerk: ein Beweis, 
daß hier einst Busch und Wald gewesen ist. Der Wasserstand der 
Müritz ist gegen Wind und Wetter sehr empfindlich. Wenige trockene 
Jahre genügen, um den Wasserspiegel so sehr zu senken, daß große 
Uferstrecken bloß und trocken gelegt werden und man dort mäht und 
schneidet, wo man noch vor kurzer Zeit gefischt und gekrebst hat. 
Dahingegen bringen einige nasse Jahre die ganz entgegengesetzte Wirkung 
hervor. 
Die Ufer der Müritz sind lange nicht so schön, wie die des 
Schweriner, Malchiner oder Ratzeburger Sees. Es fehlt ihnen an 
Berg und Tal und besonders an schattigen Laubwaldungen. Den
	        
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