Object: Leitfaden der Weltgeschichte

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Kap. 60. Rom unter Königen. Kap. 61. Rom, Republik. 
nach Rom verpflanzten Einwohnern der zerstörten latinischen Städte entstand 
nachher die Gemeinde der Plebejer. Er gründete die Hafenstadt Ostia. —- 
616 Sein Nachfolger wurde Tarquinius Priscus, ein Etrusker, und, zwar dadurch, 
daß er den beiden Söhnen des Ancus Marcius durch Trug ihr Thron- 
recht entriß. Er brachte die Latiner, Etrusker und Sabiner zur Anerken- 
nung der römischen Hoheit und führte aus der Kriegsbeute große Bau- 
werke aus. Er wurde in seinem achtzigsten Jahre auf Anstiften der von 
ihm verdrängten Söhne des Ancus erschlagen. 
Zu jenen Bauten gehörten: die verstärkten Ringmauern, die Cloaken, das 
Capitolium, d. h. der Tempel des Jupiter, der Juno und Minerva, der Circus 
Mammus für die öffentlichen Spiele, das forum, davon der obere Theil das Coim- 
tium oder den Versammlungsplatz für die Curien, der untere Theil anfangs einen 
Marktplatz, später den Versammlungsplatz für die Plebejer — und für die öffent- 
lichen Gerichtsverhandlungen enthielt. 
(2.) Aus Betrieb Tanaquil's, der Gemahliu des 'Tarquinius Priscus, 
578 wurde nun sein Schwiegersohn Serums Nullius König. Da jedoch der Se- 
nat seine Zustimmung verweigerte, so stützte Servius sich auf die Plebejer, 
änderte die bisherige Staatsverfassung und führte eine neue ein, nach wel¬ 
cher das Stimmrecht und die Heeresdienstleistung nicht mehr von der (pa- 
tricischen) Herkunft, sondern vom Vermögensstand abhieng. 
Er theilte das ganze römische Gebiet in 4 städtische und 26 ländliche Tribus (Be¬ 
zirke) und sämmtliche Patrieier und Plebejer in fünf Vermögensklassen, von 
denen die I. Klasse 100,000 Asse, die II. 75,000, die III. 50,000, die IV. 25,000, die 
letzte 12,500 Asse im Vermögen haben mußte. Diejenigen, welche weniger, als die letztge- 
nannte summe besaßen, hießen Proletarier, und waren frei von Steuer und Kriegs- 
dienst. — Nach den Vermögensklassen richtete sich der Heerdienst. Das ganze Volk 
war in 193 Eenturien getljeilt, von denen 18 die Ritter, 175 das Fu ßvolk ent- 
hielten. Von diesen letzteren kamen 80 Centurien auf die I. Vermögensklasse, je 20 
auf die II., III. und IV. Klasse, 30 auf die V. Klasse, 1 auf die Proletarier, und 4 
auf diejenigen, welche als Spielleute und Werkleute dem Heere beigegeben waren. — Bei 
den Versammlungen sämmtlicher Centurien (Centuriat-Comitien) hatte jede Centime 
Eine Stimme. Alle fünf Jahre wurde eine Vermögensschätzung (ein Censu5) 
vorgenommen. — So begannen auch die Plebejer an der Regierung des Staates Theil 
zu nehmen. 
Durch diese Verfassungsänderung machte sich Servius bei den Patriciern 
verhaßt, so daß eine Verschwörung gegen ihn entstand, in Folge deren er von 
534 Tarquinius Superlms, seinem eigenen Schwiegersohne, gestürzt und ermordet 
wurde. Dieser hob die serbische Verfassung auf und führte eine willkürliche 
Militärregierung ein. 
Zwar eroberte er Gabii und unterwarf Latium, baute das Capitolium aus 
und schloß Handelsbündnisse mit den Karthagern, bedrückte aber die Patrieier und die 
Plebejer gleichmäßig, so daß ihm das Volk eben jen.m Beinamen „Superbus", d.i. 
der Despot, gab. 
Die Unzufriedenheit mit ihm erreichte zuletzt einen so hohen Grad, daß, 
als sein jüngster Sohn Sextus sich an der Gemahlin de? Collatinus, 
der tugendhaften Lucretia, vergieng, ein Aufruhr sich erhob, der von L. 
Juuius Brutus geleitet wurde. Auf seinen Antrag wurde der König 
510 durch Volks b eschlu ß abgesetzt und seine Familie verbannt, das König¬ 
thum abgeschafft und Rom in eine Republik verwandelt. 
Kap. 60. Die römische Republik. Herrschaft der Patrieier. 
(1.) llach der Vertreibung der Tarquinier gierig die bisherige Königsge- 
walt mit nur unwesentlicher Beschränkung auf zwet" (üonfuln über. Im übri-
	        
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