und zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts. Zgl
selbst den Auftrag zur Eroberung und die Ernennung zum Statthalter
des Landes empfangen hatte. Auch hier war es ein civilisirtes Volk,
das den Spaniern gegenüber stand, sanften Characters, ohne Götzen¬
dienst, von dem Fürstengeschlechte der Inka beherrscht. Ein Streit, den
zwei Königssöhne um die Herrschaft führten, erleichterte Vordringen
und Feftsetzen der Spanier, und es gingen schon Ansiedelungen nord¬
wärts nach Quito und südwärts nach Chile. Als Pizarro die Ne¬
gierung eingerichtet und, da die Hauptstadt Cuzco vom Meere entfernt
war, in dem an der See neu erbauten Lima seinen Sitz genommen,
entzweite er sich mit seinem Gefährten Almagro, dem Begründer der
Ansiedelung in Chile und dem Statthalter dieses Landes. In dem
Kampfe, der sich entspann, ward Almagro nach einer Niederlage ge¬
fangen und enthauptet. Die Kunde, die hiervon nach Spanien ge¬
langte, bewirkte die Absendung eines Bevollmächtigten. Als dieser an¬
kam, fand er Pizarro nicht mehr am Leben. Eine durch den Sohn
Almagróos veranstaltete Verschwörung hatte nach zehnjährigem Walten
seinem Leben im Jahre 1541 ein Ende gemacht, und in Folge seines
Widerstandes gegen den königlichen Bevollmächtigen fiel im Jahre 1542
der jüngere Almagro in einer Schlacht. Noch bis zum Jahre 1548
dauerte es, ehe das königliche Ansehn befestigt und die Regierung geordnet
wurde. Die Spanier waren hier ganz besonders einer rohen Herrsch¬
sucht und Geldgier verfallen, und Streit der Führer um die Gewalt,
sowie für und wider die Ueberbringer königlicher Befehle, währte so
lange, bis ein Mitglied der Inquisition, Peter de la Gasea, ohne
Truppen als Vorsitzer des königlichen Gerichtshofes erschien und durch
Uneigennützigkeit, Einsicht und Festigkeit schrittweise Achtung, Einfluß
und Gewalt gewann, daß ohne Blutvergießen das königliche Ansehn
hergestellt ward. Während der Zeit, wo die spanische Herrschaft in
Merico und den westlichen Küstenländern gegründet wurde, begannen
auch Ansiedelungen der Spanier auf den Nordküsten Südamerikas, der
sogenannten Terra firma, sowie in den Gegenden des Stromes la
Plata und auf der Halbinsel Florida. Diese Ansiedelungen waren die
Grundlage der Herrschaft Spaniens über die Gegenden, in denen sie
stattfanden. So umfaßte also die spanische Herrschaft um die Mitte
des sechzehnten Jahrhunderts, wenn auch nicht völlig ausgebildet und
geordnet, den ganzen mittleren Theil des von Norden nach Süden lang
hingestreckten neuen Erdtheils und den südlichen Theil mit Ausnahme
Brasiliens, wo jetzt die portugiesische Ansiedelung lebhafter betrieben zu
werden anfing, und der im äußersten Süden gegen die Straße Magel-
hans hin gelegenen Länder, deren Beschaffenheit für die Mühe der
Eroberung keinen Lohn versprach.
6. Da der Gewinn, den Begebenheiten der Menschheit bringen,