12. Und traurig schlief das Bäumlein ein,
Und traurig ist es aufgewacht;
Da besieht es sich im Sonnenschein
Und lacht und lacht!
Alle Bäume lachen's aus;
Das Bäumlein macht sich aber nichts draus.
13. Warum hat's Bäumlein denn gelacht
Und warum denn seine Kameraden?
Es hat bekommen in einer Nacht
Wieder alle seine Nadeln,
Daß jedermann es sehen kann;
Geh 'naus, sieh's selbst, doch rühr's nicht an!
Warum denn nicht?
Weil's sticht.
106. Die Eiche.
^Ernst Lausch.
Die Eiche im Walde ist unser schönster und kräftigster Baum, das
wird kein Mensch bestreiten. Auch das Eichhörnchen, das munter in
den Ästen des mächtigen Baumes umherspringt und sich die kleinen
Früchte, die Eicheln, aufknackt, ist unserer Meinung. Die andern Bäume
freilich mögen dies nicht zugeben; da lobt der Pfirsichbaum seine Pfir¬
sichen, der Apfelbaum seine Äpfel, die Birke ihre schlanke Gestalt, und
die Tanne weiß von ihren Vorzügen ein langes Verzeichnis herzuzählen.
Es ist schon wahr: wenn wir nur auf die Früchte sehen, so nimmt
die Eiche eine niedrige Stelle ein, denn die Eicheln mögen nur die
Schweine haben. Arme Leute benutzen sie allenfalls noch als Kaffee,
weil sie den besseren Bohnenkaffee nicht bezahlen können. Die Eiche ist
aber dennoch ein herrlicher Baum. Ihre Wurzeln sind lang und tief
in die Erde hineingewachsen. Der sehr dicke und kräftige Stamm ist
mit einer rauhen Rinde versehen, die dem Gerber die beste Lohe zum
Gerben des Leders liefert. Die mannesdicken Äste strecken sich wie Arme
nach allen Seiten aus und tragen Zweige, Blätter, Blüten und Früchte.
Die Eiche wächst freilich sehr langsam. Wo sie jetzt steht, da wurde
vielleicht vor fünfhundert Zähren eine Eichel in den Boden gelegt. Aus
der Eichel ist der große, hohe Baum emporgewachsen. Mächtig wühlt