A. Aus dem Menschenleben
1. Morgenlied.
verschwunden ist die finstre flacht,
die Lerche schlägt, der Tag erwacht,
die Sonne fommt mit prangen
am Pimmel aufgegangen.
Sie scheint in Königs Prunkgemach,
sie scheinet durch des Bettlers Dach,
und was in Nacht verborgen war,
das macht sie kund und offenbar.
2. Lob sei öem perrn und Dank gebracht,
der über diesem paus gewacht,
mit seinen heil'gen Scharen
uns gnädig wollt' bewahren.
Wohl mancher schloß die Augen schwer
und öffnet sie dem Licht nicht mehr.
Drum freue sich, wer, neu belebt,
den frischen Blick zur Sonn' erhebt!
Friedrich von Schiller.
2. Mein Vaterhaus.
1. Nun ruht die Mett im Abendstrahle.
Vom hohen Steig schau' ich hinaus
und seh' im ganzen weiten Tale
nur dich, nur dich, mein Vaterhaus.
Du lockst so traut zum Ruhn und Bleiben;
das Spätlicht flammt um Dach und Schlot
und zittert goldig in den Scheiben
und färbt die Bnchenwipfel rot.
2. Du lieber Baum, du altersgrauer,
du dunkles Moos am Dachgestein,
du Weingerank um Wand und Mauer,
du Bronnenstrahl im Silberschein!
Heider und Nohl, Deutsches Lesebuch für Mittelschulen. II. Teil.
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