Object: [Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband])

3,c. Der Glockenguß. 
3. Weiße Blasen seh' ich springen; 7. Bis die Glocke sich verkühlet, 
Wohl, die Massen sind im Fluß. Laßt die strenge Arbeit ruhn! 
Laßt's mit Aschensalz durchdringen, Wie im Laub der Vogel spielet, 
Das befördert schnell den Guß. Mag sich jeder gütlich thun. 
Auch vom Schaume rein Winkt der Sterne Licht, 
Muß die Mischung sein, Ledig aller Pflicht 
Daß vom reinlichen Metalle Hört der Bursch die Vesper schlagen, 
Rein und voll die Stimme schalle. Meister muß sich immer plagen. 
4. Wie sich schon die Pfeifen bräunen!“ 8. Nun zerbrecht mir das Gebäude, 
Dieses Stäbchen tauch' ich ein; Seine Absicht hat's erfüllt, 
Sehn wir's überglast erscheinen, Daß sich Herz und Auge weide 
Wird's zum Gusse zeitig sein. An dem wohlgelungnen Bild. 
Jetzt, Gesellen, frisch, Schwingt den Hammer, schwingt, 
Prüft mir das Gemisch, Bis der Mantel springt!* 
Ob das Spröde mit dem Weichen Wenn die Glock' soll auferstehen, 
Sich vereint zum guten Zeichen! Muß die Form in Stücken gehen. 
5. Wohl, nun kann der Guß beginnen, 9. Freude hat mir Gott gegeben. 
Schön gezacket ist der Bruch. Sehet, wie ein goldner Stern 
Doch bevor wir's lassen rinnen, Aus der Hülse blank und eben 
Betet einen frommen Spruch! Schält sich der metallne Kern. 
Stoßt den Zapfen aus! Von dem Helm zum Kranz 
Gott bewahr das Haus! Spielt's wie Sonnenglanz; 
Rauchend in des Henkels Bogen ** Auch des Wappens nette Schilder 
Schießt's mit feuerbraunen Wogen. Loben den erfahrnen Bilder. 
6. In die Erd' ist's aufgenommen, 10. Jetzo mit der Kraft des Stranges 
Glücklik i die Form gefüllt; Wiegt die Glock mir aus der Gruft, 
Wird' * schön zu Tage kommen, Daß sie in das Reich des Klanges 
5cund Kunst vergilt? Steige, in die Himmelsluft! 
Henn x Guß mißlang? Ziehet, ziehet, hebt! 
Penn bie Form zersprang? Sie bewegt sich, schwebt! 
vielleicht, indem wir hoffen, Freude dieser Stadt bedeute, 
Jat uns Unheil schon getroffen! Friede sei ihr erst Geläute. 
Friedrich Schiller, geb. 1759, 1805 
* Die Pfeifen sind thönerne Windröhren, welche sich bräunen, wenn die Hihze 
die zum Gießen nötigen 900 Grade erreicht hat. 
* Der gebogene Henkel oben an der Glocke dient zum Aufhängen derselben. 
*** Der Mantel ist die äußere Form von Lehm; in den leeren Raum zwischen 
ihm und dem nach innen gemauerten, nach außen von Lehm geformten Kern strömt 
die Glockenspeise aus dem Gießofen ein; so entsteht die Glocke.
	        
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