Full text: [Teil 2 = 4., 5. u. 6. Schulj] (Teil 2 = 4., 5. u. 6. Schulj)

90 110. Der Müller ohne Sorgen. 
111. Es war nicht das weinige. 
110. Der Müller ohne Sorgen. [IL] 
Von Karl Müllen Hofs. 
Sagen, Märchen :c. aus Schleswig-Holstein und Lauenburg. Kiel 1845. S. 153. 
Der König kam einst durch Ditmarschen*) und bei eines Müllers 
Hanse vorbei; an dessen Thür stand geschrieben: „Ich lebe ohne Sorgen." 
Der König ließ den Müller sogleich zu sich kommen und fragte ihn, wie 
er sich's einfallen lassen könnte, das über seine Thür zu schreiben, da er, 
der König selber, es nicht einmal von sich sagen könnte. Der Müller 
antwortete, es wäre nun einmal so, und ließe sich nichts dabei machen. 
„Nun," sagte der König, „so komm' Er inorgen früh nur einmal zu mir; 
dann will ich an ihn drei Fragen thun, und kann Er die beantworten, 
will ich's ihm glauben." Am andern Morgen kam der Müller. „Guten 
Morgen, guter Freund," sprach der König, „was meint Er, was ich 
denke in diesem Augenblicke?" „Ihr meint," antwortete der Müller, 
„der Müller kommt." Allerdings," sagte der König; „aber nun die 
zweite Frage: Wie schwer ist wohl der Mond?" „Höchstens," antwortete 
der Müller, „vier Viertel, und wenn Ihr es nicht glauben wollt, müßt 
Ihr selbst nachwägen." „Und wie tief ist das Wasser?" fragte der 
König wieder, und der Müller antwortete: „Einen Steinwurf." Da 
lächelte der König und sagte: „Höre Er, Müller. Er ist ein Schalk; 
aber wenn er mit allem so schnell fertig werden kann, ist's kein Wunder, 
daß er keine Sorgen hat." Der König beschenkte darauf den Müller 
reichlich, und sie sind ihr Lebtage gute Freunde geblieben. 
111. Es war nicht das weinige. [I.] 
Von Karl Heinr. C a s p a r i. 
Geistliches und Weltliches. 3. Aust. Erlangen 1856. S. HO. 
Im siebenjährigen Kriege ward einst ein Rittmeister ausgeschickt, 
um Fütterung für die Pferde zu suchen. In einem einsamen Thäte, wo 
man keinen Menschen, sondern nur Buschwerk erblickte, ward er endlich 
einer armseligen Hütte ansichtig, ulld als er anklopfte, trat ein alter Mann 
mit eisgrauem Kopf heraus. „Zeigt mir ein Feld, Alter," redete ihn 
der Offizier an, „wo meine Leille Futter holen können." „Mit allem 
Willen," antwortete der Bauer und ging ihnen als Wegweiser voran. 
*) Landschaft in der preußischen Provinz Holstein.
	        
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