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oft so verlängert, daß das Maul nicht mehr geschlossen werden kann. Dann muß
der Hase sterben. Die gespaltene Oberlippe (Hasenscharte) erleichtert das Nagen.
3. In der Kinderstube. Hinterm Busche oder Dornenstrauch ist die Wiege
der jungen Häslein. Dort hüpfen sie auch bald gar drollig umher. Jede Häsin
bekommt jährlich (März bis August) regelmäßig viermal Junge, im ganzen 8—10.
Sie verweilt höchstens eine Woche bei den Kleinen; dann bleiben diese sich mehr
selbst überlassen. Nur von Zeit zu Zeit kommt sie zu den Jungen zurück, lockt
sie durch ein eigentümliches Geklapper mit den Löffeln, die sie dabei zusammen—
schlägt, und säugt sie. In der Gefahr läßt sie die Jungen bald im Stiche.
Doch hat man auch gesehen, daß sie sie gegen Raubvögel und Raben verteidigte.
Der Hasenvater ist sehr streng; er gibt den Jungen öfter Maulschellen.
1256. Der Hamsier.
1. Höhlenbewohner. Der Hamster wohnt in einer Höhle. Diese legt er
mitten im Getreidefelde an; denn das Korn ist seine Lieblingsspeise. Sein Körper
paßt zum Höhlenbewohnen: kurze, bekrallte Beine, nackte Ohren, kurzer Schwanz.
Die Krallen wirken beim Graben der Höhle wie Kratzeisen. Will er sich einen
Bau anlegen, so gräbt er sich zunächst eine 5—4 m lange, schräge Röhre, die er
später als Ausgangsröhre benutzt. Hierauf schreitet er zum Aushöhlen mehrerer
Kammern, von denen aber nur eine als Wohnraum benutzt wird, während die
anderen als Vorratskammern dienen. Sodann legt er noch 12—8 senkrechte Röhren
an, die sogenannten Falllöcher, die er in der Regel nur — namentlich auf der
Flucht — als Eingang benutzt. Sandgegenden meidet der Hamster, da ihm dort
seine Röhren zu leicht einfallen und auch zu wenig Getreide dort wächst. Am
häufigsten findet man ihn in Thüringen und Sachsen.
2. Kleid. Merkwürdig ist die Farbenverteilung am Kleide. Während die
meisten Säugetiere oben dunkler, unten heller gefärbt sind (Eichhörnchen u. a.)
ist die Farbe des Hamsters umgekehrt oben heller, unten dunkler; am Rücken ist
das Fell braungelb, an den Seiten weißlich gefleckt, am Bauche und an den Ober—
schenkeln schwarz. Diese umgekehrte Farbenverteilung findet sich unter unseren ein-
heimischen Säugetieren außer beim Hamster nur noch beim Dachse und Iltis.
3. Wintervorrat und Winterschlaf. Wenn das Getreide reift, sammelt
der Hamster seinen Wintervorrat ein. Geschickt biegt er dabei mit den Vorder—
pfoten die Ähren nieder und beißt sie mit seinen Nagezähnen ab. Dann dreht
er sie mit den Pfoten ein paarmal hin und her und steckt die Körner in seine
Backentaschen. Diese liegen inwendig an beiden Seiten der Backen und sind so
groß, daß eine Handvoll Korn hineingeht. Wenn der Hamster sie gefüllt hat,
begibt er sich in seine Vorratskammer und entledigt sich hier der Körner, indem
er die Backen mit den Vorderpfoten von hinten nach vorn streicht. Zuweilen
hat man schon mehr als 20 kg Getreide in einem Hamsterbau aufgefunden. In
Jahren, wo die Hamster sehr zahlreich sind, verwüsten sie oft ganze Getreidefelder.
Sobald es kalt wird, verstopft der Hamster die Eingänge zu seiner Höhle mit
Stroh und zehrt nun bis zum Dezember von seinem Vorrate, wobei er nicht
selten ganz fett wird. Bei großer Kälte fällt er dann in einen Winterschlaf, der
jedoch bei mildem Wetter unterbrochen wird. Während dieses Schlafes kann man ihn
drehen und wenden, wie man will, ja, sogar verwunden, ohne daß er ein Zeichen
des Schmerzes von sich gibt. Im März erwacht er wieder, verläßt den Bau
und nährt sich bis zur Erntezeit von Insekten, Mäusen, Wurzeln und Kräutern.
4. Zorun und Zanksucht. Der Hamster ist zornig und zanksüchtig wie