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tiefung war, da sprangen sie hinein, so daß gleich eine Pfütze
entstand. Dann kamen wieder andere, die sprangen in die Pfütze
hinein und tanzten darin im Kreise herum.
Auf dem Bürgersteig mochten sie nicht gerne bleiben, sie
liefen lieber nebenher. Wenn sie einem Blatt oder einem Stück
Papier begegneten, das ans der Straße lag, so riefen sie:
„Komm mit! Komm mit!" und rissen es mit sich fort. Das
war eine lustige Fahrt!
Und einen Lärm machte die Gesellschaft — ganz schrecklich!
Das rieselte und rauschte, das plitschte und platschte — vor lauter
Vergnügen. O — was waren das doch für leichtsinnige, ver¬
geßliche Tröpflein; hüpften und tanzten da herum, freuten sich
und dachten gar nicht mehr an die Arbeit, die ihnen die Wolke
aufgetragen.
1!.
3. Es war nur gut, daß wenigstens nicht alle so waren,
daß auch vernünftige, fleißige Tropfen darunter waren, die die
Arbeit besorgten.
Denn zu tun gab es sehr viel. Da waren zuerst die Dächer,
die rein gewaschen werden sollten. Das war eine große Arbeit,
dabei mußte eine ganze Menge Tröpflein helfen. Aber sie taten
es gerne.
„Wie lustig das ist," sagten sie und schrubbten die Dach¬
steine schön blank. „Hu — aber vorsichtig muß man sein, das
geht ja ganz schräg hier. Wenn die Dachrinne nicht wäre,
dann wären wir jetzt vom Dache heruntergefallen. Aber was
ist denn das für ein Rohr, das da auf die Straße hinunterläuft?"
Neugierig, wie die Tröpflein nun einmal waren, wollten sie
in das Rohr hineinsehen — plumps — da fielen sie hinein.
War das eine lange Rutschpartie in dem stockfinstern Rohre!
Endlich kamen sie wieder ans Tageslicht — aber gefangen waren
sie doch — in einem Regenfasse nämlich. Das hatten die Leute
hier aufgestellt, um Regenwasser zum Waschen zu bekommen.
„Nun sind wir gefangen," klagten: die Tröpfchen, „nun
kriegen wir gar nichts mehr zu sehen, und wir haben uns doch
auf diese Reise so gefreut! Was wohl die andern jetzt machen?