Da lief er seinem Herrn nach, sprang an dem Pferde hinauf und
bellte so laut und unaufhörlich, daß der Kaufmann nicht wußte,
was er davon denken sollte. Er gebot ihm zu schweigen, aber
umsonst. Er gab ihm einen Schlag mit der Peitsche, aber ver¬
gebens. Das treue Tier fuhr fort zu bellen und zu heulen und
an dem Pferde hinaufzuspriugeu, als wenn es seinen Herrn mit
Gewalt herunterziehen wollte. Als dieser ihn durch Peitschen¬
schlage abzuwehren suchte, fiel er das Pferd an, um ihm
durch Bellen und Beißen zu verstehen zu geben, daß es um¬
kehren solle.
Der Kaufmann erschrak und glaubte, daß sein Hund toll
geworden sei. Lange bemühte er sich, ihn durch Zurufen
zu besänftigen. Als aber alles nichts helfen wollte, ergriff
er endlich die Pistole, zielte und drückte mit weggewandten
Augen los. Der Pudel stürzte zu Boden, erholte sich aber
wieder und kroch ■ winselnd zu seinem Herrn. Der konnte
den Anblick nicht ertragen, gab seinem Pferde die Sporen und
jagte davon.
Nach einer kleinen Weile drehte er sich um, um zu sehen,
ob das arme Tier wohl schon tot sei. Aber indem er sich um¬
wandte, bemerkte er, daß er seinen Mantelsack verloren habe.
Da fiel's ihm plötzlich wie ein Stein aufs Herz, daß das wohl
die Ursache sei, warum der Hund so sehr gebellt habe. Er jagte
spornstreichs zurück, mehr wegen des armen Pudels als wegen
seines Geldes besorgt.
An der Stelle, wo er ihn geschossen hatte, fand er ihn
nicht mehr. Eine blutige Spur zeigte ihm, daß der Hund sich
zurückgeschleppt hatte, und endlich fand er das arme, treue Tier
und daneben seinen Mantelsack. Er sprang vom Pferde, um zu
sehen, ob er noch helfen könne; aber der Pudel leckte ihm nur
noch die Hand und verschied.
83. Der ^roße Hund» Von Hans Christ. Andersen.
Bilderbuch ohne Bilder. 2. Aufl. Berlin 1864. S. 36.
In dem Wirtshaus einer kleinen Stadt saß der
Bärenführer und verzehrte sein Abendbrot. Der Bär
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