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ihm so seltsam darin vor, daß es dachte: „Ei du mein Gott, wie ängstlich 
wird mir's heut zu Mut, und bin sonst so gerne bei der Großmutter!" Es 
sprach: „Guten Morgen," bekam aber keine Antwort. Darauf ging es zum 
Bett und zog die Vorhänge zurück; da lag die Großmutter und hatte die 
Haube tief ins Gesicht gezogen und sah so wunderlich aus. „Ei, Großmutter, 
was hast du für große Ohren!" „Daß ich dich besser hören kann." „Ei, Gro߬ 
mutter, was hast du für große Augen!" „Daß ich dich besser sehen kann." „Ei, 
Großmutter, was hast du für große Hände!" „Daß ich dich besser packen 
kann!" „Aber, Großmutter, was hast du für ein entsetzlich großes Maul!" 
„Daß ich dich besser fressen kann." Hub wie der Wolf das gesagt hatte, 
that er einen Satz aus dem Bett auf das arme Rotkäppchen und ver¬ 
schlang es. 
Wie der Wolf sein Gelüsten gestillt hatte, legte er sich wieder ins 
Bett, schlief ein und fing an überlaut zu schnarchen. Der Jäger ging 
eben vorbei ltub dachte bei sich: „Wie kann die alte Frau so schnarchen, 
du mußt einmal nachsehen, ob ihr etwas fehlt." Da trat er in die 
Stube, und wie er vor das Bette kam, so lag der Wolf darin. „Finde 
ich dich endlich, alter Graukopf," sagte er, „ich habe dich lange gesucht." 
Nun wollte er seine Büchse anlegen, da fiel ihm ein, der Wolf könnte 
die Großmutter gefressen haben, und sie wäre noch zu retten, schoß nicht, 
sondern nahm eine Schere und fing an, dem schlafenden Wolf den Bauch 
aufzuschneiden. Wie er ein paar Schnitte gethan hatte, da sah er das 
rote Käppchen leuchten, und noch ein paar Schnitte, da sprang das Mäd¬ 
chen heraus und rief: „Ach, wie war ich erschrocken, was war's so 
dunkel in dem Wolf seinem Leib!" Und dann kam die alte Großmutter 
auch noch lebendig heraus und konnte kaum atmen. Rotkäppchen aber 
holte geschwind große Steine, damit füllten sie dem Wolf den Leib, und 
Gabriel u. Supprian, Lesebuch. D. 2.
	        
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