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Sobald der Tag graute, ließen ihn die beiden Kinder hinaus, und er trabte
über den Schnee in den Wald hinein. Von nun an kam der Bär jeden
Abend zu der bestimmten Stunde, legte sich an den Herd und erlaubte
den Kindern, Kurzweil mit ihm zu treiben, soviel sie wollten. Sie waren
so gewöhnt an ihn, daß die Tür nicht eher zugeriegelt ward, als bis
der schwarze Gesell angelangt war.
4. Als das Frühjahr herangekommen und draußen alles grün war,
sagte der Bür eines Morgens zu Schneeweißchen: „Nun muß ich fort
und darf den ganzen Sommer nicht wiederkommen." „Wo gehst du denn
hin, lieber Bar?" fragte Schneeweißchen. „Ich muß in den Wald und
meine Schätze vor den bösen Zwergen hüten. Im Winter, wenn die Erde
hart gefroren ist, müssen sie wohl unten bleiben und können sich nicht
durcharbeiten; aber jetzt, wenn die Sonne die Erde aufgetaut und erwärmt
hat, da brechen sie durch, steigen herauf, suchen und stehlen. Was ein¬
mal in ihren Händen ist und in ihren Höhlen liegt, das kommt so leicht
nicht wieder an des Tages Licht." Schneeweißchen war ganz traurig
über den Abschied, und als es ihm die Tür aufriegelte und der Bär
sich hinausdrängte, blieb er an dem Türhaken hängen, und ein Stück
seiner Haut riß auf, und da war es Schneeweißchen, als hätte es Gold
durchschimmern sehen; aber es war seiner Sache nicht gewiß. Der Bär
lief eilig fort und war bald hinter den Bäumen verschwunden.
5. Nach einiger Zeit schickte die Mutter die Kinder in den Wald,
Reisig zu sammeln. Da fanden sie draußen einen großen Baum, der lag
gefällt auf dem Boden, und an dem Stamme sprang zwischen dem Gras
etwas auf und ab; sie konnten aber nicht unterscheiden, was es war. Als sie
näher kamen, sahen sie einen Zwerg mit einem alten, verwelkten Gesicht
und einem ellenlangen, schneeweißen Barte. Das Ende des Bartes war
in eine Spalte des Baumes geklemmt, und der Kleine sprang hin und
her wie ein Hündchen an einem Seil und wußte nicht, wie er sich helfen
sollte. Er glotzte die Mädchen mit seinen roten, feurigen Augen an und
schrie: „Was steht ihr da! Könnt ihr nicht herbeigehen und mir Bei¬
stand leisten?" „Was hast du angefangen, kleines Männchen?" fragte
Rosenrot. „Dumme, neugierige Gans," antwortete der Zwerg, „den
Baum habe ich mir spalten wollen, um kleines Holz in der Küche zu
haben. Bei den dicken Klötzen verbrennt gleich das bißchen Speise, das
unsereiner braucht, der nicht so viel hinunterschlingt wie ihr grobes,
gieriges Volk. Ich hatte den Keil schon glücklich hineingetrieben, und es
wäre alles nach Wunsch gegangen; aber das verwünschte Holz war zu