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Engländer nie gesehen als bei diesem Frühstücke Preussens Königin. 
Mit den schönsten, unvergesslichsten Eindrücken und Erinnerungen 
verliessen sie das Königspaar, desgleichen sie nie gesehen. 
170. Wohin König Friedrich Wilhelm IV. gehörte. 
(Eylert.) 
König Friedrich Wilhelm IV. war ein grundgütiger und durch und 
durch christlicher Mann. Sein Wahlsprnch war: „Ich und mein Haus, 
wir wollen dem Herrn dienen." Einst machte er eine Reise. In einem 
Dorfe wurde er festlich empfangen. Die Schulkinder mit ihrem Lehrer 
begrüßten ihn, und ein kleines Mädchen sagte ihm ein Gediä)t her, worüber 
er sich sehr freute. „Du hast deine Sache schön gemacht, mein Kind," 
sagte der hohe, freundliche Herr. „Nun will idj dir aber auch eine Frage 
vorlegen. Wohin gehört das?" fragte er und zeigte dem Kinde eine 
Apfelsine. „In das Pflanzenreich," erwiderte schüchtern das Mädchen. 
„Wohin nun das?" fragte der Herr weiter und zeigte auf ein Gold¬ 
stück. „Ins Mineralreich," war die Antwort. „Wohin gehöre ich denn, 
mein Kind?" war die dritte Frage. Freundlich blickte das Kind den 
König an und sagte: „Ins Himmelreich." — Da glänzte eine Thräne in 
dem Auge des Königs, und er hob das Mägdlein empor und küßte es- 
171. König Wilhelm in Ems. 
(Daheim.) 
Alljährlich nach dem anstrengenden, arbeitsvollen Winter gönnt sich 
der König einige Wochen der Erholung in dem Bade Ems an der Lahn, 
obgleich er auch hier noch täglich stundenlang mit seinen Räten arbeitet. 
In dem warmen Sprudel, welcher hier heilkräftig quillt, will er sich 
erfrischen und stärken zu neuer Arbeit. Die Bewohner des Städtchens, 
wie dessen regelmäßige Besucher, freuen sich jedesmal über seine Ankunft, 
jedermann hat ihn lieb wie einen alten Freund. 
Vor allem ist er gern gesehen bei der Kinderwelt zu Ems. Wie 
denken sich doch die Kleinen einen König so ganz anders, ehe sie einen 
echten und wirklichen gesehen! Dieser trägt keine goldene Krone und keinen 
Purpurmantel, ja nicht einmal Scepter und Reichsapfel, wie sie's in den 
Bilderbüchern gesehen; er hat meist nur ein Stückchen in der einen, eine 
Cigarre in der andern Hand, gerade wie der Papa, und er trägt ge¬ 
wöhnlich einen Hut und einen schwarzen Rock mit weißer Weste, gerade 
wie der Onkel; doch wenn er auch im Militärrocke und mit der Soldaten-
	        
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