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kommt es doch auch vor, daß eins oder das andere sich ganz in die Nähe 
hin wagt, namentlich, wenn er auf einer Bank der Anlagen sitzt, wo er 
nicht so groß aussieht; ja zuweilen rollt selbst ein Spielball ganz dicht 
an seine Füße. Die Angehörigen des Kindes und andere Kurgäste bliesen 
etwas verlegen auf die Scene, der König aber, seine Unterhaltung unter¬ 
brechend, winkt dem zaghasten Kinde, seinen Ball sich zurückzuholen, oder 
wirft ihn demselben freundlich selbst hin. 
172. Der Abschiedsbrief. 
(Bocks Lesebuch.) 
In der Schlacht bei Metz war ein braver Soldat schwer verwundet 
worden. Er wurde von den Krankenträgern auf dem Schlachtfelde auf¬ 
gehoben, auf einen Wagen gelegt und ins Lazarett gefahren. Dort 
wurde er in einen geräumigen Saal gebracht, in dem noch andere Ver¬ 
wundete gepflegt wurden. Eine Diakonissin verband ihm seine Wunde 
und wartete seiner auf dem Schmerzenslager. Aber trotz aller liebevollen 
Pflege heilte die Wunde nicht. Der Kranke lag wochenlang und trug 
geduldig seine heftigen Schmerzen ohne Murren. Eines Tages fühlte er, 
daß sein Ende nahe. Da rief er mit fester Stimme und getrostem Mute 
seine Pflegerin und sprach zu ihr: „Nehmen Sie Tinte, Feder und 
Papier und schreiben Sie, was ich Ihnen sagen werde, aber schnell — 
schnell!" Die Schwester setzte sich, und er diktierte ihr einen Brief an 
seine Eltern. Der lautete so: 
Liebe Eltern! 
Wenn Ihr diesen Brief erhaltet, werde ich nicht mehr am Leben 
sein. Mein letzter Wunsch ist, grämt Euch nicht und erfüllet meine letzte 
Bitte. Ich danke Euch für alles — alles Gute, was Ihr mir gethan 
habt, bitte Euch auch alles Böse ab, wodurch ich Euch Kummer und 
Sorge gemacht habe. Grüßet, liebe Eltern, alle Bekannten und Verwandten 
von Eurem Sohne Wilhelm. Liebes Mütterchen, also nicht gegrämt; 
heute rot — morgen tot — ist des Soldaten Los. Gott schütze unser 
teures Vaterland und unsern großen König! 
178. Des deutschen Knaben Dischgebet. 
(Gerok.) 
Das war einmal ein Jubeltag! 
Bei Sedan siel der große Schlag: 
Mac Mahon war ins Garn gegangen, 
der Kaiser und sein Heer gefangen.
	        
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