Pocht und pocht, bis sich's erschließt
Und die Lippe überfließt
Von lautem, jubelndem Preise.
4. Und plötzlich läßt die Nachtigall
Im Busch ihr Lied erklingen,
In Berg und Tal erwacht der Schall
Und will sich aufwärts schwingen;
Und der Morgenröte Schein
Stimmt in lichter Glut mit ein:
Laßt uns dem Herrn lobsingen!
98. Lob des Frühlings.
Ludwig Uhland.
1. Saatengrün, Veilchendust,
Lerchenwirbel, Amselschlag,
Sonnenregen, linde Luft!
2. Wenn ich solche Worte singe,
Braucht es dann noch großer Dinge,
Dich zu preisen, Frühlingstag?
99. Das Blumenpflücken.
Friedrich Rückert.
1. Du magst, so viel dir nur beliebet, von Blumen pflücken,
Um dich und wen und was du willst damit zu schmücken.
2. Dazu sind Blumen da, von dir gepflückt zu sein;
Sie laden selber dich dazu mit Nicken ein.
3. Wozu der Frühling auch sei auf der Welt erschienen,
Für dich ist er nur da, zum Kranze dir zu dienen.
4. Nur eines unterlaß ich nicht, dir einzuschärfen:
Daß du nicht pflücken sollst, nur um es wegzuwerfen.
5. Bedenk', der schönste Strauß des Frühlings blüht für dich;
Doch wenn du ihn nicht brauchst, so laß ihn blüh'n für sich.