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Wer aber unter all den vornehmen Frauen und Männern, die in
großer Anzahl im Saale waren, war der gute Engel, dem die armen,
heute so glückseligen kleinen ihre Weihnachtsfreude verdankten? Die
deutsche Kaiserin Auguste Viktoria war es, jene hohe Frau, die sich
dort mitten unter den Kindern befand, deren Auge ebenso freudig
glänzte wie das der Kinder. Seit Jahren schon stand das Hospital für
Kinder unter ihrem besonderen Schutze, und seit Jahren empfingen die
armen Kinder ihre Bescherung aus der gütigen Hand der edlen Kaiserin.
Dort steht ein kleines Bübchen, das unter seinen Geschenken auch
ein Bilderbuch entdeckt hat. Es schlägt es auf, eilt auf die Kaiserin zu,
zupft sie am Kleide und sagt: „Sieh mal, Frau Kaiserin, was macht
dieser Mann?" Und die „Frau Kaiserin" beugt sich liebreich zu dem
kleinen Schelm und erklärt ihm das Bild.
An den Wänden des Saales lagen die Kranken in ihren Betten.
Auch 311 ihnen trat die Kaiserin, für jedes Kind hatte sie einen freund¬
lichen Blick, ein herzliches, tröstendes Wort. Ein Bett trug die Inschrift:
„Freibett, von der Prinzessin Wilhelm an ihrem Geburtstag, dem
22. Oktober 1887, gestiftet." In demselben lag ein armer Knabe, der
aus weiter Ferne gekommen war. Als die Kaiserin an sein Bett trat,
richtete er sich ein wenig auf, blickte seine Beschützerin mit seinen großen,
braunen Augen vertrauensvoll an, überreichte ihr einen duftenden Mai¬
blumenstrauß und sagte mit heller, deutlicher Stimme: „Gott kröne
dich mit Segen, geliebte Kaiserin!"
Und all die andern Kinder wiederholten laut, freudig und innig:
„Gott kröne dich mit Segen, geliebte Kaiserin!"
197. Was Kaiser Wilhelm II. alles für die Marine tut.
Nach Ludwig Hoffmeyer.
Mit peinlicher Gewissenhaftigkeit wacht Kaiser Wilhelm II. dar¬
über, daß das Erbe seines Großvaters, das deutsche Heer, seine Stärke
und Furchtbarkeit behält, daß es in bezug auf Ausrüstung, Ausbildung
und Zucht von keinem Heere der Welt übertroffen wird, daß alle ver¬
wendbaren Erfindungen, wie Schnellfeuergeschütze, rauchloses Pulver,
Fahrräder, Luftballon, Brieftauben, Scheinwerfer, Motore, Telegraphie
ohne Draht, dem Heere zugute kommen.
Eine noch weit größere Förderung aber hat die Marine durch den
Kaiser erfahren. Er ist ein großer Freund des Wassers, eine Seefahrt