Full text: (Viertes und fünftes Schuljahr) (Teil 2 für Kl. 6 u. 5)

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Orgeldreher begegneten ihnen und ein Dudelsackpfeifer. Sogar einen 
Affen, der Kunststücke machen konnte, sahen sie. 
Es war Jahrmarkt in der Stadt, und mitten in das dichteste Markt¬ 
gewühl trug der Händler seine Vögel, bis er unter einem Bogen am 
Rathause Halt machte und die Vögel zum Verkauf ausstellte. 
Nun blieben viele Vorübergehende stehen und besahen die zahllosen 
flatternden, gefangenen Vögel. 
Eine alte Dame besah den Buchfinken von allen Seiten. ,,Der 
gefällt mir!" ries sie, ,,der sieht gerade aus wie mein Hans." 
Er wurde verkauft. Ei, in welch ein herrliches Zimmer wurde er 
gebracht! Was für ein großes Fenster war darin. Man konnte durch 
die Scheiben in einen Garten sehen, so groß wie der Pastorengarten, nur 
nicht so schön wie er. 
Der Buchfink wurde in einen goldenen Käfig gesteckt und bekam 
das schönste Futter und das klarste Wasser, aber er saß traurig auf 
seinem Stock. 
So gingen ihm die Tage hin. Lange Zeit noch war der Garten 
draußen in Schnee gehüllt. Dann kamen die ersten schönen Frühlings¬ 
tage. Die alte Dame, die eben so gut zu dem Buchfinken war wie der 
Pastor, bekam Besuch. Ein kleines Mädchen von sieben oder acht Jahren 
trat ins Zimmer und war sehr artig und freundlich mit der alten Dame. 
Sie tranken zusammen Kaffee und aßen Kuchen dazu, und die Sonne 
schien so hell und warm ins Zimmer, daß die alte Frau das Fenster 
weit öffnete, um die frische Osterluft herein zu lassen. Draußen 
zwitscherten die Vögel. 
Das kleine Mädchen trat zum Vogelbauer. Der Buchfink aber, der 
es noch nicht kannte, flatterte gegen die Stangen. ,,Männi! Männi!" 
rief die alte Dame, ,,sei nur ruhig! Warte, ich hole dir etwas, damit 
du auch merkst, daß der Frühling kommt!" Damit ging sie hinaus, 
um ein wenig Grünes zu holen. — 
,,Männi! Männi!" rief das kleine Mädchen, das nun allein im 
Zimmer blieb. Sie steckte einen Finger durch die Stangen, da wurde 
der Vögel noch ängstlicher. — „Ich tue dir ja nichts! Komm nur her!" 
Sie wollte den Vogel streicheln und öffnete die Tür. Sie griff nach dem 
Vogel, der flatterte hin und her, bis er, in die Enge getrieben, an 
ihrem dünnen Arme vorbei ins Zimmer flog, und dann durch das offene 
Fenster in den Garten.
	        
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