Full text: [Teil 3 = 4. Schulj] (Teil 3 = 4. Schulj)

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Ein mächt'ges Zelt steht in der Mitte, 
dort stärken sich nach alter Sitte 
die Menschen froh mit Bier und Wurst 
und löschen kräftig ihren Durst 
und sitzen dort so manche Stunde 
und schauen fröhlich in die Runde, 
wo sich die Karusselle drehn, 
die Rutschbahn und die Schaukel stehn; 
wo sich die Menschen lustig tummeln 
und fröhlich durcheinander bummeln; 
wo fern ein Luftballon sich hebt 
und schwankend auf zum Himmel strebt. 
Hier kann man schöne Bilder sehn. 
Hier kann man alles, was geschehn, 
für wenig Geld in Ruh' betrachten: 
Erdbeben, Feuersbrünste, Schlachten 
und was sich sonst an Grenlichkeiten 
ereignet hat zu allen Zeiten. 
Dort wieder auf dem Turmseil geht 
der große Künstler, läuft und geht 
wie andre auf der ebnen Fläche, 
und weiß von Schwindel nichts und 
Schwäche. 
Bajazzo hält die Mütze unter, 
drin fängt er ihn, fällt er herunter. 
Will Pferde man und Reiter sehen, 
so kann man in den Zirkus gehen, 
wo sich die Damen zierlich schwingen 
und durch Papier und Reifen springen, 
und der Hanswurst, daß alles lacht, 
ganz wundervolle Späße macht. 
Und hier da tanzt auf grünem Platz 
der Handwerksbursch mit seinem Schatz 
und der Soldat mit seiner Schönen. 
Die Pfeifen und die Geigen tönen, 
es grunzt den Takt der alte Baß — 
ein Hauptvergnügen nennt man das. 
Roch vieles kann man hier genießen, 
Ringwerfen, nach der Scheibe schießen, 
die Riesendame sich besehn 
und in das Panorama gehn, 
kann sich photographieren lassen 
und Tiere sehn in ganzen Massen. 
Dort singen die Tiroler all' 
das schöne Lied vom Wasserfall. 
Der Taschenspieler zaubert hier — 
unglaublich scheint es manchem schier. 
Dort schreit's: „O nehmen Sie doch mit 
von dem berühmten Wunderkitt! 
Hier an der Kuchenbude knarrt 
das Glücksrad auf besondre Art. 
Die Würfelbuden locken mächtig; 
es glänzen dort so wunderprächtig 
die Sachen von Porzlan und Glas — 
Gewinnen möcht' ein jeder was, 
doch hat es manchen so betrogen. 
Die Groschen waren schnell entflogen, 
allein die Hände blieben leer. 
Wer Glück hat, freut sich um so mehr, 
bis endlich müde man und spät 
und stillvergniigt nach Hanse geht. 
Heinrich Seidel. 
86. Am Sommertag. 
Ich ging bei hellem Sonnenschein 
in die blühende Heide hinein. 
Die Bienen summten hin und her 
über denr roten Blütenmeer, 
mit Fleiß den Honig sich zu suchen, 
daraus man macht die braunen Auchen 
im Winter um die Weihnachtszeit. 
Das Wachs auch stellen sie bereit
	        
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