Full text: (Viertes und fünftes Schuljahr) (Teil 2 für Kl. 6 u. 5)

die Zeit verstrich wunderbar schnell, und ehe man sich’s versah, 
war der Sommer gegangen und der Herbst gekommen. 
Summ-Summ merkte anfangs nichts davon. Es ging ihr zu gut. 
Was tat ihr das, daß draußen jetzt Nacht für Nacht der Reif fiel? 
In ihrer warmen Küche war es mollig. Allmählich wurde sie aber 
doch gewahr, daß sich in der Welt etwas geändert hatte. Marie 
öffnete die Fenster immer seltner, und die Verwandten und Be¬ 
kannten konnten nicht mehr zu Besuch kommen. Flog ab und zu 
noch eine Freundin herein, so war sie sonderbar matt, rührte die 
leckeren Dinge kaum an, die Summ-Summ ihr vorsetzte, antwortete 
träge auf Fragen und Erkundigungen und fiel mitunter zum großen 
Schrecken von Summ-Summ mitten in einem Worte plötzlich um 
und rührte sich nicht mehr. 
Summ-Summ fragte das Heimchen, was denn das zu bedeuten 
habe; aber das Heimchen gab keine Antwort. Und als Summ-Summ 
zu seinem Schrunde kroch und hineinlugte, da sah sie, daß das 
Heimchen alle sechs von sich gestreckt hatte und schlief. Es schlief 
jetzt fortwährend, vom Morgen bis zum Abend und vom Abend 
bis zum Morgen. Summ-Summ konnte sich das nicht erklären, und 
es wurde ihr ganz unheimlich zumute. Sie wartete, bis Marie aus¬ 
ging, und flog mit ihr hinaus, um sich ein wenig umzusehen und 
vielleicht zu erfahren, warum kein Besuch mehr kam und warum 
die wenigen Besucherinnen so unlustig und schwach waren, und 
warum sie so häufig krank wurden und starben, wenn sie bei ihr 
in der Küche saßen und Kaffee tranken. 
Draußen wäre es Summ-Summ beinahe schlimm ergangen. Sie 
hatte kaum Zeit gehabt zu bemerken, wie anders alles aussah als 
sonst, da war ihr die Kälte in alle Glieder gefahren, die Flügel 
wurden ihr schwer, und die Beine wurden ihr steif, und es wurde 
ihr schwarz vor den Augen, und sie hatte gerade nur noch die Kraft, 
sich auf die Haube von Marie zu setzen und von ihr heimtragen 
zu lassen. Wäre Marie nicht zur Stelle gewesen, Summ-Summ hätte 
ihre Küche nimmer lebendig erreicht. 
Welch ein Glück, daß sie die warme Küche hatte! Da ließen 
die sorgsam geschlossenen Fenster die Kälte nicht eindringen, und 
am Kochherd war es so wohlig, wie am schönsten Sommertag, man 
durfte nur dem Feuer nicht zu nahe kommen. Davor aber nahm 
Summ-Summ sich in acht.
	        
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