Full text: (Viertes und fünftes Schuljahr) (Teil 2 für Kl. 6 u. 5)

geschwind salbten, wie ich wünschte. Endlich wanderten wir fort, der 
Vater mit einem Tuch zum Abliefern aus der Achsel, einem Korbe 
mit einer Balle Butter am Arm und ich mit einem Stecken in der 
Hand, der wenigstens ebensogroß war wie ich. 
Wie bei einem tüchtigen Landregen aus allen Winkeln Bächlein 
fliehen, zusammenströmen, zu Bächen werden und endlich in den Fluß 
münden und diesen anschwellen zum gewaltigen Strom: so sendet in 
weiter Umgegend fast jedes Haus seine Stellvertreter aus an einen 
schönen Burgdorfer Markt zu Lust und Kauf. Auf allen Fußwegen 
sieht man Eilende. Sie sammeln sich schon zu Truppen in den Strä߬ 
chen und werden zu einer unabsehbaren Menge, wenn die Hauptstraße 
sie aufnimmt. Da wogt es dann wild durcheinander von Menschen und 
Vieh, und rasselnd schnurren die Wagen mitten durch, daß die plau¬ 
dernden Fußgänger auseinander fahren, als ob eine Bombe unter sie 
gefallen wäre. 
Was war da für einen Buben, der noch nie auf der großen Straße 
und auf einem Markt gewesen war, nicht alles zu sehen? Das Vieh 
zog mich mehr an als die Menschen, und bei den kleinen, lieben Lämm¬ 
chen mußte ich alle Augenblicke stille stehen. Je näher wir der Stadt 
kamen, desto schwerer hing ich an des Vaters Rocktasche; denn immer 
mehr hatte ich zu sehen. Als erst das Städtchen und das schöne Schloß 
so stolz sich mir darstellten, da wäre ich fast am Boden festgewurzelt, 
so große und so viele und so schöne Häuser hatte ich nie gesehen. Sobald 
ich mich von dem ersten Eindruck erholt hatte, machte ich, um bald dort 
zu sein, so geschwinde Beine, daß der Vater kaum nachkonnte. Als 
wir in die Stadt kamen, gab es wieder Halt, und zwar bei jedem Kram¬ 
laden: „Nein, sieh doch, Vater, komm hierher!" schrie ich bei jedem 
Schritt und zerrte an der Rocktasche, daß sie krachte. 
Aber der Vater hatte nicht Zeit; er mußte das Tuch abliefern. 
Nachdem das geschehen war, stellte er sich mit seiner Butterballe auf 
zum Verkaufen und legte das Tuch, mit welchem die Balle zugedeckt 
gewesen, schön zurück. Mir brannte der Boden unter den Füßen; ich 
zappelte um den Vater herum und bat ihn, daß er doch mitkomme 
zu den Krämern. Endlich gab er mir einen Batzen mit dem Bedeuten, 
ich solle mir dafür etwas kaufen, mich ein wenig umsehen, aber nicht 
weit gehen und ja bald wiederkommen. 
Glücklicher als ein König stürmte ich fort mit meinem Schatz unter 
die Herrlichkeiten alle. Wo der Vater stand und welchen Weg ich nahm,
	        
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