60. Der Krieg in Deutschland und Italien.
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Mainufer im Besitz der Preußen war, wurde für die früher kund¬
gegebene preußenfeindliche Gesinnung mit einer starken Kriegs-
Contribution bestraft, die kurhessischen Provinzen Hanau und Fulda
durch den preußischen Administrator Kurhessens, v. Möller, für Preu¬
ßen in Besitz genommen, am 20. auch Darmstadt und Biberich in
Nassau besetzt, nachdem schon am 11. ein preußisches Corps von
Coblenz aus einen Theil dieses Herzogthums occupirt hatte, das nun
unter preußische Verwaltung (des Landraths v. Diest aus Wetzlar)
gestellt wurde. In Frankfurt traf den General v. Falckenstein seine
Ernennung zum Gouverneur Böhmens, und den Oberbefehl über
die Main-Armee erhielt General v. Manteuffel.
Nachdem die Main-Armee sich durch die oldenburg-hanseatische
Brigade und andere Truppentheile verstärkt hatte, suchte sie die
Bundestruppen jenseit des Mains auf. Die drei Tage vom
24. — 26. Juli bildeten eine Reihe nur während weniger Stunden
der Nacht unterbrochener Gefechte, durch welche die Bundestruppen
von Höhe zu Höhe zurückgedrängt wurden. Am 23. Juli schlug
man die Badenser bei Hund heim, am 24. die Oesterreicher, Würt-
temberger, Hessen-Darmstädter und Nassauer bei Tauberbischofs-
heim und eroberte die beiden, einander gegenüberliegenden, von
Badensern besetzten Dörfer Hochhausen und Werrbach an der Tauber;
Bischofsheim ward gegen einen fünfmaligen Angriff sehr überlegener
württembergischer Truppen siegreich behauptet. Am 25. Juli traf die
Division von Beyer bei Helm stad t die baierische Armee und warf
sie in fünfstündigem Kampfe nach Uettingen zilrück, während die Di¬
vision Goeben die Bundestruppen bei Gerchsheim angriff und sie
gegen Würzburg zurücktrieb. Am 26. wurden die Baiern nochmals
bei Roßbrunn geschlagen, die Main-Armee rückte am 27. Juli ge¬
gen Würzburg vor und eröffnete ihr Feuer gegen die Feste Marien¬
berg auf dem linken Mainuser. Die wegen Uebergabe der Festung
angeknüpften Unterhandlungen wurden durch das Eintreffen der Nach¬
richt von dem Abschlüsse eines Waffenstillstandes zwischen Preußen
und Baiern unterbrochen (2. August); v. Manteuffel hielt an dem¬
selben Tage seinen Einzug in Würzburg und konnte von hier aus
seinen Soldaten der Main-Armee (in einem Armeebefehl vom 2. Au¬
gust) verkünden, daß sie nach 20 größeren und kleineren, stets sieg¬
reichen Gefechten nicht bloß die Länder nördlich des Mains genom¬
men, sondern auch die Gewalt ihrer Waffen über Hessen-Darmstadt
hinaus nach Baden (Mannheim und Heidelberg) und Württemberg
(Mergentheim) hineingetragen und (durch ihre Annäherung) einen fern¬
gelegenen Theil preußischen Bodens (die Hohenzollern'schen Länder)
vom Feinde befreit hätten.
In das östliche Baiern rückte der Herzog von Mecklenburg-Schwe¬
rin mit dem 2. Reservecorps ein und drang über Baireuth bis Nürn¬
berg vor, wo das Hauptcorps (30,000 Mann) kurz vor Eintritt des
Waffenstillstandes einrückte.