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25. Ottern.
1. Der Winter ist vergangen,
er dünkt uns wie ein Traum;
die Schlüsselblumen prangen,
frisch knospen Busch und Baum.
Die Mägdlein und die Bubeu
behält's nicht mehr zu Haus,
sie schwärmen aus den Stuben
wie muntre Bienen aus.
2. Die Spiele sind vergessen,
die Christkind einst gebracht,
dabei man still gesessen
in langer Winternacht.
Verklungen sind die Lieder
der heil'gen Weihnachtszeit,
doch seht, schon ist uns wieder
ein fröhlich Fest bereit!
26. Wo wohnt
t. Wo wohnt der liebe Gott? —
Siefy dort den blauen Himmel an,
wie fest er steht so lange Zeit,
sich wölbt so hoch, sich streckt so weit,
daß ihn kein Mensch ersassen kann,
und sieh der Sterne goldnen schein
gleich als viel tausend Fensterlein:
Das ist des lieben Gottes Haus,
da wohnt er drin und schaut heraus
und schaut mit Vateraugen nieder
aus dich und alle deine Brüder.
2. JDo wohnt der liebe Gott? —
Hinaus tritt in den dunkeln Wald;
die Berge steh zum Himmel gehn,
die Felsen, die wie Säulen stehn,
der Bäume ragende Gestalt!
Horch, wie es in den Wipfeln rauscht,
horch, wie's im stillen Tale lauscht!
Dir schlägt das Herz, du merkst es bald,
der liebe Gott wohnt in dem Wald;
dein Auge zwar kann ihn nicht sehen,
doch fühlst du seines Odems Wehen.
3. Man feiert's nicht im Zimmer,
nein, auf der grünen Au,
nicht bei der Kerzen Schimmer,
nein, unterm Himmelsblau.
Des Christbaums dunkle Äste
sind hin mitsamt der Frucht,
nun wird im moos'gen Neste
das Osterei gesucht.
4. Süß klang's in unsern Ohren
zur Winternacht so kalt:
Der Heiland ist geboren,
des jauchze jung und alt!
Nun tönt's in allen Landen
im Frühlingssonnenschein:
Der Herr ist auferstanden;
des freu' sich groß und klein!
Karl v. Gerat.
der liebe Gott?
3. VOo wohnt der liebe Gott? —
Hörst du der Glocken hellen Klang?
Zur Kirche rufen sie dich hin.
Wie ernst, wie freundlich ist's darin!
wie lieb und traut und doch wie bang'!
Wie singen sie mit frommer Lust!
wie beten sie aus tiefer Brust! —
Das macht, der Herr Gott wohnet da;
drum kommen sie von fern und nah,
hier vor sein Angesicht zu treten,
zu flehn, zu danken, anzubeten.
4. Wo wohnt der liebe Gott? —
Die ganze Schöpfung ist sein Haus.
Doch wenn es ihm so wohlgefällt,
so wählet in der weiten Welt
er sich die engste Kannner aus.
Wie ist das Menschenherz so klein!
und doch auch da zieht Gott hinein.
O, halt das deine fromm und rein,
so wählt er's auch zur Wohnung fein
undkommtmitfeinenHimmelsfreuden
und wird nie wieder von dir scheiden!
Wilhelm Hey.