Full text: Die Wiedertäufer in Münster (5)

— 133 — 
kämpfen; viele von ihnen waren bereits gefallen, und 
als Jan van Leyden sie jetzt aufforderte sich zu ergeben, 
da beschloß Steding, der Anführer der Bischöflichen, 
hieraus einzugehen. Die Waffen ruhten während der 
Unterhandlungen, aber diese Waffenruhe benutzte Steding, 
seinen Fähnrich Hans von Twickel auf die schwach besetzten 
Wälle zu schicken, um durch ein Zeichen die noch vor den 
Thoren stehenden Kameraden zu ermahnen, einen neuen 
Sturm zu unternehmen, da er sonst mit seiner ganzen 
Streitmacht verloren sei. 
Der Morgen graute, als Hans von Twickel das 
Zeichen auf dem Walle gab. Glücklicherweise wurde es 
sogleich bemerkt, und zum neuen Sturme nahten die 
Bischöflichen den Mauern'. Es gelang ihnen, wenn auch 
mit schweren Verlusten, dieselben zu ersteigen; als Ste¬ 
ding dieses erfuhr, brach er sofort die Unterhandlungen 
mit Jan van Lehden ab, und mit neuer Erbitterung ent¬ 
brannte der Kampf. Alle Thore wurden jetzt von den 
Eingedrungenen geöffnet, von allen Seiten drangen die 
Landsknechte heran, und bald war der König mit feiner 
dem Tode geweihten Schar wieder auf den Principal¬ 
markt zurückgedrängt. Gegen acht Uhr morgens war 
die ganze Stadt in den Händen der Sieger; das 
Häuflein Wiedertäufer, welches sich auf dem Markte noch 
hinter Barrikaden verschanzt hatte, war auf etwa zwei¬ 
hundert zusammengeschmolzen. Ihnen ließ Steding im 
9tamen des Bischofs Gnade und freien Abzug anbieten, 
wenn sie sich ergeben wollten. Sie gingen auf dieses 
Anerbieten ein, und mittags gegen zwölf Uhr war auch 
diese letzte Stellung der Wiedertäufer gefallen; die Re¬ 
gierung des Schneiderkönigs hatte ein Ende mit Schrecken 
genommen. 
Steding hatte mehr versprochen, als er zu hatten 
imstande war. Die erbitterten Landsknechte, durch den 
langen Wiederstand gereizt, kehrten sich nicht an die zuge¬ 
sagte Begnadigung, und ein schreckliches Blutbad begann. 
Wie gehetzte Rehe flogen die Unglücklichen durch die 
Straßen; aber wenn sie auch an einem Orte dem Tode
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.