Full text: (Für das 8. und 9. Schuljahr) (Teil 4 für Knaben)

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Oie Sorge. 
Äls ihr nach langen, bangen Stunden 
10 im Litauerwald ein Nest gefunden 
und zagend standet an öder Schwelle, 
da war auch Frau Sorge schon wieder zur Stelle 
und breitete segnend die Ärme aus 
und segnete Euch und Euer Haus, 
15 und segnete die, so in den Tiefen 
annoch den Schlaf des Nichtseins schliefen. 
Es rann die Zeit. — Die morsche Wiege, 
die jetzt im Dunkel unter der Stiege 
sich freut der lang verdienten Rast, 
20 sah viermal einen neuen Gast. 
Dann, wenn die Äbendglut verblichen, 
kam aus dem Winkel ein Schatten geschlichen 
und wuchs empor und wankte stumm 
erhobenen Ärmes um die Wiege herum. 
25 Was euch Frau Sorge da versprach, 
das Leben hat es allgemach 
in Seufzen und Weinen, in Not und Plage, 
im Mühsal trüber Werkeltage, 
im Jammer manch durchwachter Nacht 
30 ach! so getreulich wahr gemacht. 
Ihr wurdet derweilen alt und grau, 
und immer noch schleicht die verschleierte Frau 
mit starrem Äug’ und segnenden Händen 
zwischen des Hauses armen vier Wänden, 
35 vom dürftigen Tisch zum leeren Schrein, 
von Schwelle zu Schwelle aus und ein 
und kauert am Herde und bläst in die Flammen 
und schmiedet den Tag mit dem Tage zusammen. 
Herzliebe Eltern, drum nicht verzagt! 
40 und habt Ihr Euch redlich gemüht und geplagt 
ein langes, schweres Leben lang, 
so wird auch Euch bei der Tage Neigen 
ein Feierabend vom Himmel steigen. 
Wir Jungens sind jung — wir haben Kraft, 
45 uns ist der Mut noch nicht erschlafft;
	        
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