Full text: Haus und Welt I (Bd. 6 (7. Schulj.))

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9. „Willkommen!" ruft vom hohen 
der blinde Greis hinab, Stein 
„nun wird mein Alter wonnig sein 
und ehrenvoll mein Grab. 
Du legst mir, Sohn, zur Seite 
das Schwert von gutem Klang; 
Gunilde, du Befreite, 
singst mir den Grabgesang." 
\2\. Das Bahrrecht. 
von Adolf Friedrich Graf von Schack. 
1. „Nun geht, Graf Otto! Zum drittenmal 
erduldet Ihr die Folterqual 
und habt sie wie keiner bestanden. 
Wohlan denn, reinigt Euch ganz vom Verdacht, 
als hättet den Oheim Ihr umgebracht 
aus Gier nach Schätzen und Landen! 
Drei Stunden harret mit festem Mut 
allein an der Bahre, darauf er ruht! 
Entquillt den Wunden alsdann kein Blut, 
so lösen wir Euch aus den Banden." 
2. Drauf Otto: „Ich scheue die Probe nicht; 
kommt, daß ich allen wie Sonnenlicht 
so klar meine Unschuld mache!" 
Er spricht's; ihn führen die Schöffen den Gang 
zur Totenkammer schweigend entlang, 
durch die Tür einläßt ihn die Wache. 
Davor wird wieder gewälzt der Stein, 
und der Graf bei flimmerndem Lampenschein 
bleibt mit des Herzogs Leiche allein 
im schwarzbehängten Gemache. 
3. Da liegt der Greis, der einst ihn erzog 
und mild des verwaisten Knappen pflog. 
Da liegt er vor ihm auf der Bahre, 
fein Antlitz, drauf einst Liebe und Haß 
so mächtig geflammt, nun welk und blaß, 
umflossen vom weißen Haare. 
Graf Otto steht in Sinnen versenkt; 
nicht mehr, wie schwer ihn der Tote gekränkt, 
als er ihm die Tochter versagt, nun denkt 
er nur an die glücklichen Jahre.
	        
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