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Vollmer: Sigfrid gewinnt Kriemhilden. 
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Amboß in die Erde. Da er überdies Meister und Knechte mißhandelte, suchte 
der Schmied seiner wieder loszuwerden und schickte ihn zu einem Köhler in 
den Wald, damit ihn ein dort hausender Drache verzehren möchte. Sigfrid 
aber tötete und verbrannte diesen; durch das Feuer schmolz die Horndecke des 
Wurms und floß wie ein Bächlein dahin. Sigfrid stieß den Finger hinein, 
der dann bei der Erkaltung mit einer Horndecke überzogen war. Da bestrich 
der junge Held seinen ganzen Leib, die Stelle zwischen den Schultern aus¬ 
genommen, mit der flüssigen Masse. 
Nun saß zu Worms am Rheine ein König, namens Gibich, Vater dreier 
Söhne und einer Tochter, Kriemhilde. Diese ward von einem Drachen entführt, 
der sie nach Verlaufe von fünf Jahren, wo er seine frühere Menschengestalt 
wiedererhalten würde, zur Gattin nehmen wollte. Bis ins vierte Jahr hielt 
er so die Jungfrau auf dem Drachensleine gefangen. Unterdes sandte Gibich in 
alle Lande seine Boten aus, um von der Tochter Künde zu erhalten; doch ver¬ 
gebens. Da zog der stolze Sigfrid mit Habicht und Hunden in den Wald 
auf die Jagd. Einer seiner Bracken findet die Spur des Drachen, Sigfrid 
eilt ihm nach und gelangt am vierten Tage zum Drachensteine. Dort trifft er 
auf den Zwergkönig Euglin, von dem er erfährt, daß auf dem Felsen ein Drache 
mit der schönen Kriemhilde hause, zugleich aber vor dem Ungeheuer gewarnt wird. 
Sigfrid will von keiner Warnung hören, versichert eidlich, er wolle und müsse 
die Jungfrau gewinnen, und bittet Euglin um Beistand. Der aber beteuert 
ihm, all sein Streben sei umsonst; nur Gott könne helfen. Da erfaßt ihn 
Sigfrid erzürnt und schlägt den Zwergkönig so heftig gegen eine Felswand, daß 
die reiche Krone, welche er auf dem Haupte trug, in Stücke sprang. Da bat 
Euglin um Gnade und verhieß seinen Beistand, indem er Sigfrid zugleich eröffnete, 
daß der Riese Kuperan, der den Schlüssel zum Drachenstein führe, dort hause. 
Sigfrid läßt sich zu ihm weisen und fordert von ihm die Jungfrau; allein der 
Riese fährt ihn wütend an, und es erhebt sich ein gewaltiger Kampf. Kuperan 
steht mit einer ungeheueren stählernen Stange; doch Sigfrid weicht dem Schlage 
geschickt aus und versetzt seinem Gegner mehrere Wunden, daß dieser forteilt und 
sich mit Panzer, Helm und Schwerte waffnet; sein Schild war so groß wie ein 
Stadtthor. Von neuem begann der Kampf; Sigfrid aber zerhieb nicht nur den 
gewaltigen Schild, sondern zerschnitt auch den Panzer seines Gegners. Kuperan 
bat nun um sein Leben, welches ihm Sigfrid auch unter der Bedingung gewährte, 
daß er die Jungfrau gewinne. Indem aber beide zum Felsen gingen, versetzte 
Kuperan dem Sigfrid, der sich dessen nicht versah, einen solchen Schlag, daß 
er für tot niederstürzte. Euglin ward sein Retter, indem er die Nebelkapppe 
über ihn warf und ihn so dem Blicke des Riesen entrückte. Als sich Sigfrid 
wieder erholt hatte, riet ihm Euglin abermals, von seinem Vorhaben abzustehen; 
doch er warf die Kappe von sich, stürzte auf den Riesen ein und versetzte ihm 
acht tiefe Wunden, ließ ihm jedoch, da er mit seiner Hilfe die Jungfrau zu 
gewinnen hoffte, das Leben. Endlich langen sie an der Thür des Drachen¬ 
steines an, und Kuperan schließt auf. Die erstaunte Kriemhilde heißt Sigfrid 
willkommen, erkundigt sich nach den Ihren und gelobt ihm, da er Leib und Leben 
st'lr sie einsetzen will, für immer Treue. Indessen wird Sigfrid von dem Niesen 
erinnert, daß da ein kostbares Schwert verborgen liege und daß der Drache nur 
wit dieser Klinge zu besiegen sei. Ehe sich aber Sigfrid dessen versieht, schlägt 
ihm Kuperan wieder eine so böse Wunde, daß er kaum zu stehen vermag. Ein 
"euer Kampf erhebt sich, und Sigfrid wirft den Riesen, der diesesmal ver¬ 
gebens um Gnade fleht, den Fels hinab, so daß er sich in Stücke zerschlägt. 
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