Full text: (Viertes und fünftes Schuljahr) (Teil 2 für Kl. 6 u. 5)

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Das gefiel dem lieben Gott, und er trat zu ihm ein. Die Frau des 
Armen reichte ihm die Hand, hieß ihn willkommen und sagte, er möchte 
sich's bequem machen und vorlieb nehmen; sie hätten nicht viel, aber 
was es wäre, gäben sie von Herzen gern. Dann sehte sie Kartoffeln 
ans Feuer, und derweil sie kochten, melkte sie ihre Ziege, damit sie ein 
wenig Milch dazu hätten. Und als der Tisch gedeckt war, setzte sich der 
liebe Gott nieder und atz mit ihnen, und schmeckte ihm die schlechte 
Kost gut, denn es waren vergnügte Gesichter dabei. Nachdem sie ge¬ 
gessen hatten und Schlafenszeit war, ries die Frau heimlich ihren Mann 
und sprach: „Hör', lieber Mann, wir wollen uns heute nacht eine Streu 
machen, damit der arme Wanderer sich in unser Bett legen und ausruhen 
kann; er ist den ganzen Tag über gegangen, da wird einer müde." — 
,,Bon Herzen gern," antwortete er, ,,ich will's ihm anbieten," ging zu 
dem lieben Gott und bat ihn, wenn's ihm recht wäre, möchte er sich 
in ihr Bett legen und seine Glieder ordentlich ausruhen. Der liebe 
Gott wollte den beiden Alten ihr Lager nicht nehmen, aber sie lietzen 
nicht ab, bis er es endlich tat und sich in ihr Bett legte; sich selbst 
aber machten sie eine Streu aus die Erde. Am andern Morgen standen 
sie vor Tag schon aus und kochten dem Gast ein Frühstück, so gut 
sie es hatten. Als nun die Sonne durchs Fensterlein schien und der 
liebe Gott aufgestanden war, atz er wieder mit ihnen und wollte dann 
seines Weges ziehen. Doch als er in der Tür stand, kehrte er sich um und 
sprach: „Weil ihr so mitleidig und fromm seid, so wünscht euch dreierlei, 
das will ich euch erfüllen." Da sagte der Arme: „Was soll ich mir 
sonst wünschen als die ewige Seligkeit, und datz wir zwei, so lang' wir 
leben, gesund dabei bleiben und unser notdürftiges tägliches Brot haben; 
fürs dritte weitz ich mir nichts zu wünschen." Der liebe Gott sprach: 
„Willst du dir nicht ein neues Haus für das alte wünschen?" — „O ja," 
sagte der Mann, „wenn ich das auch noch erhalten kann, so wär' mir's 
wohl lieb." Da erfüllte der Herr ihre Wünsche, verwandelte ihr altes 
Haus in ein neues, gab ihnen nochmals seinen Segen und zog weiter. 
Es war schon voller Tag, als der Reiche aufstand. Er legte sich ins 
Fenster und sah gegenüber ein neues, reinliches Haus mit roten Ziegeln 
und hellen Fenstern, wo sonst eine alte Hütte gestanden hatte. Da machte 
er grotze Augen, rief seine Frau herbei und sprach: „Sag' mir, was ist 
geschehen? Gestern abend stand noch die alte, elende Hütte, und heute 
steht da ein schönes, neues Haus. Lauf' geschwind hinüber und höre, wie 
das gekommen ist." Die Frau ging und fragte den Armm aus. Er er¬
	        
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