Full text: (Viertes und fünftes Schuljahr) (Teil 2 für Kl. 6 u. 5)

so ist ein einzelner Kuckuck durchaus unvermögend, mit Erfolg 
gegen ein solches nach Millionen zählendes Heer anzukämpfen. 
Die Raupenmonate Juni und Juli sind die Zeit, da der Kuckuck, 
wenn er wie andre Vögel Haus und Familie hätte, brüten und für 
seine Jungen sorgen müßte. Dann könnte er aber nicht ziehen, wohin 
er wollte und müßte. Soll er also seinen Posten ausfüllen, das heißt, 
soll er der Waldhüter sein, zu dem ihn die Natur gemacht hat, und 
soll er der übermäßigen Vermehrung des schädlichen Raupengesindels 
entgegenarbeiten, so muß er ein für allemal entbunden sein von 
der Sorge für Haus und Kinder; er muß, frei von allen Familien¬ 
sorgen, dorthin ziehen können, wohin ihn die Gefahr ruft, und 
muß dort so lange verweilen können, bis seine Aufgabe gelöst ist. 
Und darum brütet der Kuckuck nicht und kann nicht brüten. 
246. Der Sperling, genannt Spatz. 
I. C. G. Walther. 
Der Spatz gehört zu den Gassenbuben unter den Vögeln. Er 
sieht auch gerade so aus. In seinem dicken Kopse stecken ein Paar 
rote, freche Augen, denen man sogleich ansieht, daß er sich um keinen 
Menschen bekümmere, und datz es ihm einerlei sei, was man von ihm 
denke. Von Zucht und Ehrgefühl hat er gar keinen Begriff. — Zu 
diesem dicken Kopfe patzt ganz sein plumper Schnabel und sein freches 
Geschrei. Er gibt sich nicht die geringste Mühe, anständig zu sprechen, 
sondern schreit in den Tag hinein, wie es ihm in die Gurgel kommt. — 
Sein Anzug patzt ganz zu seinem Wesen, und Eitelkeit kann man ihm 
nicht vorwerfen. Er denkt nicht daran, was er anhat. Gewöhnlich 
trägt er eine grobe, graue Jacke, auf welcher man nicht leicht Schmutz¬ 
flecken sehen kann; daher stört ihn dieselbe auch wenig, und er treibt 
sich damit auf dem Miste, im Kote, in Lachen und auf den Feldern 
umher. Händel hat er mit seinen Kameraden alle Augenblicke, und 
dabei gibt es ein Geschrei, datz man es im ganzen Dorfe hört. — Vor 
den Menschen hat er nicht die geringste Scheu und Achtung. Er drängt 
sich überall herbei und macht sein Nest, ohne dich lange um Erlaubnis 
zu fragen, zwischen den Laden und das Fenster deines Zimmers und 
blickt frech herein, um zu sehen, womit du dich beschäftigst. — Bei seiner 
Unverschämtheit treibt er die Schwalbe aus ihrem Neste und pflanzt
	        
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