er so gut war. Ach, und das war alles so schön gewesen! Da, da
muß die arme, gute Mutter sehen, wie die Leute kommen und —
ihren Sohn in den schwarzen Sarg legen. Da hat die Mutter so sehr
geweint, und ganz viele Leute haben auch mit geweint. Jetzt konnte
auch ich mich nicht mehr hakten und mußte in lautes Weinen aus¬
brechen.
Merkwürdig war's, daß auch mein bitterliches Weinen den An¬
dächtigen Ursache zu Unachtsamkeit gab. Aller Augen sahen auf mich,
und der Prediger predigte tauben Ohren. Die Mutter schien verwirrt
und sehr rot geworden zu sein; sie mußte eilends mit mir hinaus¬
gehen und mich nach Hause bringen. Ich konnte mich gar nicht wieder
zufrieden geben. Ganz außer sich erzählte die Mutter dem Vater das
Vorkommnis. Als sie indes den rechten Grund meines Jammers er¬
fuhren, ging über beider Gesicht ein freundliches Lächeln.
Am Nachmittag kehrte der gute Pastor auf ein Stündchen bei uns
ein. Er käme gar zu gern einmal in die Lindenhütte, pflegte er oft
zu sagen, Heute indes schien wohl mein unzeitiges Weinen der Grund
seines Kommens zu sein. Die Eltern baten ihn gleich vielmals um
Verzeihung wegen der Störung des Gottesdienstes durch mich und er¬
zählten ihm darauf, daß eigentlich der Herr Pastor selber schuld daran
gewesen, weil er wieder gar so ergreifend gepredigt hätte. Sind da
dem guten, ehrwürdigen Herrn die Augen aufgegangen! And ist das
ein Leuchten gewesen in seinem Gesicht! „Zu mir komm, du kleines
Friedesinchen!" sagte er mit weicher, zitternder Stimme. Und da stellte
er mich zwischen seine 5lnie, legte mir seine Hände aufs Haupt, neigte
sich zu mir herab und sagte in einem wunderbar ergreifenden Tone:
„Du liebes, kleines Friedesinchen, viele Kirchgänger sind durch dich be¬
schämt worden. Ach, möchte die Predigt allüberall solch empfängliche
Kinderherzen finden! Aber du hättest gewiß nach dem Weinen auch
laut aufgejauchzt in der Kirche, wenn du dageblieben wärest. Höre mir
noch einmal zu: Also der gute Jüngling war gestorben, und die arme
Mutter weinte immerzu, und die Leute weinten auch alle so sehr, weil
alle den Jüngling und die Mutter gar so lieb gehabt haben. Ja, Kleine,
da kommen dir die Tränen schon wieder in die Augen. Aber warte
nur, gleich! Wie sie nun den Sarg nach dem Kirchhofe hinaustrugen,
wer kommt ihnen da entgegen? Unser Heiland Jesus Christus. Denke
dir mal, liebes Kind! Aber es kennt ihn niemand, die Träger nicht,
die Mutter nicht und das ganze Gefolge nicht. Als nun der Herr