6. Dies ist der Mann, der sterben kann
Für Gott und Vaterland;
Er läßt nicht ab bis an das Grab
Mit Herz und Mund und Hand.
7. So deutscher Mann, so freier Mann,
Mit Gott dem Herrn zum Krieg.
Denn Gott allein mag Helfer sein,
Von Gott kommt Glück und Sieg.
71. Der Hermesbur.
Heinrich Hansjakob.
Auf einer kleinen Anhöhe liegt der Hermeshof und schaut ins stille
Tal hinab bis gen Zell zur Wallfahrtskirche. In diese war manchen
Sonntag in gesunden Tagen der alte Bur gewandelt der ,,Mutter
Gottes zulieb", und als er krank und kränker ward, hatte er seine
Binder hinabgesandt in die Kapelle, damit sie beten um eine glückliche
Sterbestund'. Der Kaplan von Zell aber brachte ihm öfters die heilige
Wegzehrung. Drum fürchtete der Hermesbur das Sterben nicht.
Es war ein Heister Sommertag, als der Sensenmann auf dem
Hermeshof anklopfte, um den Bur zu seinem Weib, das schon seit
Zähren auf dem Kirchhofe von Zell ruhte, abzuholen. Die Kinder,
alle erwachsen, umstanden das Sterbelager des Vaters. Drunten im
Tal arbeiteten Knechte und Mägde, um die Weizenernte heimzubringen.
Drüben von der Kinzig her zog ein Gewitter dem Tale zu. Schon
rollte der Donner in der Ferne.
,,Der Himmel selbst flammt auf, wenn Fürsten sterben," sagt
Shakespeare, und ein deutscher Hofbauer ist auch ein Fürst. Er war es
wenigstens noch zuzeiten des alten Hermesburs. Der hörte im Sterben
die Stimme des kommenden Wetters und wustte, dast die Ernte drunten
lag am Fuste des Hügels. „Z kann allei sterbe," hub der Alte zu seinen
Kindern zu reden an, „helft ihr drunte dene Völker Garbe binde un
sorgt für euer Brot zur Winterszeit. Z brauch' keins meh,. i wart' uf de
Winter drunte im Gottsacker."
Hinter dem uralten Kasten in der Sterbekammer stand eine alte,
lange Flinte, im Hause von jeher nur „der Brummler" genannt. Schon
der Arahn des Sterbenden hatte mit dem Brummler das Neujahr und
die Kirchweih ins Tal hinuntergeschossen. Mit ihm wollte auch der