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Vermeinst du, besser zu regieren
Und alles baß zu ordinieren,
Die Frommen zu schützen, die Bösen zu plagen?"
Sankt Peter tät hinwieder sagen:
„Ja. ’s müßt auf Erden besser steh’n,
Nicht also durcheinander geh’n;
Ich wollt’ viel besser Ordnung halten."
Der Herr sprach: „So mußt du verwalten,
Petre, die hohe Herrschaft mein,
Sollst heute einmal Herrgott sein.
Schaff und gebeut nach deinem Mut,
Sei strenge, hart, mild oder gut!
Gib aus den Fluch oder den Segen,
Gib schön Wetter, Wind oder Regen!
Du magst bestrafen oder belohnen,
Magst plagen, schützen oder schonen, —
In Summa, all mein Regiment
Leg’ heute ich in deine Hand’."
Damit der Herrgott seinen Stab
Dem Petrus in die Hände gab.
Petrus ward drob gar wohlgemut,
Ihn deucht’ die Herrlichkeit sehr gut.
Indem kam her ein armes Weib,
Ganz mager, dürr und bleich von Leib,
Barfüßig, in zerriss’nem Kleide,
Die trieb ihre Geiß hin auf die Weide.
Da sie nun auf die Wegscheid kamen,
Sprach sie: „Geh’ hin in Gottes Namen!
Gott hüt’ und schütz’ dich immerdar,
Daß dir kein Übel widerfahr’
Von Ungewitter, wilden Tieren!
Denn ich kann dich nicht weiter führen,
Weil ich um Tagelohn arbeite,
Damit ich hab’ zu essen heute
Daheim mit meinen kleinen Kindern.
Geh’ hin, wo du tust Weide finden,
Gott behüte dich mit seiner Hand!"
Indem die Frau sich wieder wandt’