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daß ihm das Blut zu Mund, Nase und Ohren heraussprang-. In
Summa, es hatte jeder seine eigne Erfindung, die Bauern zu peinigen,
und also auch jeder Bauer seine besondere Marter. Allein mein Vater
war meinem damaligen Bedünken nach der glückseligste, weil er
mit lachendem Munde bekannte, was andere mit Schmerzen und
jämmerlicher Wehklage sagen mußten. Die Soldaten setzten ihn
nämlich ans Herdfeuer, banden ihn, daß er weder Hände noch Füße
regen konnte, und rieben seine Fußsohlen mit angefeuchtetem Salze,
welches ihm unsere alte Geiß wieder ablecken und ihn dadurch
also kitzeln mußte, daß er vor Fachen hätte zerbersten mögen.
Das klang so spaßhaft, daß ich, weil ich’s nicht besser verstand,
von Herzen mitlachen mußte. In solchem Gelächter bekannte er,
was man von ihm verlangte, und öffnete den verborgenen Schatz,
welcher von Gold, Perlen und Kleinoden viel reicher war, als man
hinter Bauern hätte suchen mögen.
Mitten in diesem Elend wendete ich den Bratspieß und half
nachmittags die Pferde tränken, durch welches Mittel ich zu unserer
Magd in den Stall kam, welche jämmerlich aussah. Ich erkannte
sie nicht, sie aber sprach zu mir mit schwacher Stimme: „O Bube,
lauf weg! sonst werden dich die Reiter mitnehmen. Such, daß du
davonkommst! Du siehest ja wohl, wie übel es hier steht!" Darauf
sank sie wie tot zurück.
197. Friede.
Friedrich von Schiller.
O schöner Tag, wenn endlich der Soldat
Ins Leben Heimkehrt, in die Menschlichkeit,
Zum frohen Zug die Fahnen sich entfalten
Und heimwärts schlägt der sanfte Friedensmarsch.
Wenn alle Hüte sich und Helme schmücken
Mit grünen Maien, dem letzten Raub der Felder!
Der Städte Tore gehen auf von selbst,
Nicht die Petarde braucht sie mehr zu sprengen;
Von Menschen sind die Wälle rings erfüllt,
Von friedlichen, die in die Lüfte grüßen,
Hell klingt von allen Türmen das Geläut,
Des blut'gen Tages frohe Vesper schlagend.