Full text: (Sechstes und siebentes Schuljahr) (Teil 3 für Kl. 4 u. 3)

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daß ihm das Blut zu Mund, Nase und Ohren heraussprang-. In 
Summa, es hatte jeder seine eigne Erfindung, die Bauern zu peinigen, 
und also auch jeder Bauer seine besondere Marter. Allein mein Vater 
war meinem damaligen Bedünken nach der glückseligste, weil er 
mit lachendem Munde bekannte, was andere mit Schmerzen und 
jämmerlicher Wehklage sagen mußten. Die Soldaten setzten ihn 
nämlich ans Herdfeuer, banden ihn, daß er weder Hände noch Füße 
regen konnte, und rieben seine Fußsohlen mit angefeuchtetem Salze, 
welches ihm unsere alte Geiß wieder ablecken und ihn dadurch 
also kitzeln mußte, daß er vor Fachen hätte zerbersten mögen. 
Das klang so spaßhaft, daß ich, weil ich’s nicht besser verstand, 
von Herzen mitlachen mußte. In solchem Gelächter bekannte er, 
was man von ihm verlangte, und öffnete den verborgenen Schatz, 
welcher von Gold, Perlen und Kleinoden viel reicher war, als man 
hinter Bauern hätte suchen mögen. 
Mitten in diesem Elend wendete ich den Bratspieß und half 
nachmittags die Pferde tränken, durch welches Mittel ich zu unserer 
Magd in den Stall kam, welche jämmerlich aussah. Ich erkannte 
sie nicht, sie aber sprach zu mir mit schwacher Stimme: „O Bube, 
lauf weg! sonst werden dich die Reiter mitnehmen. Such, daß du 
davonkommst! Du siehest ja wohl, wie übel es hier steht!" Darauf 
sank sie wie tot zurück. 
197. Friede. 
Friedrich von Schiller. 
O schöner Tag, wenn endlich der Soldat 
Ins Leben Heimkehrt, in die Menschlichkeit, 
Zum frohen Zug die Fahnen sich entfalten 
Und heimwärts schlägt der sanfte Friedensmarsch. 
Wenn alle Hüte sich und Helme schmücken 
Mit grünen Maien, dem letzten Raub der Felder! 
Der Städte Tore gehen auf von selbst, 
Nicht die Petarde braucht sie mehr zu sprengen; 
Von Menschen sind die Wälle rings erfüllt, 
Von friedlichen, die in die Lüfte grüßen, 
Hell klingt von allen Türmen das Geläut, 
Des blut'gen Tages frohe Vesper schlagend.
	        
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