fullscreen: Vom Interregnum bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2)

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Die Türme, die früher neben der Basilika als besondere Bau¬ 
werke standen, wurden jetzt mit der Kirche verbunden. Aus ihrer 
Zahl, die zwischen 1 und 7 schwankte, sowie aus ihrer verschiedenen 
Stellung im ganzen Bau, aus ihrer Gestalt, aus ihrem Grundriß, 
der bald kreisrund, bald quadratisch war, ist ersichtlich, wie der 
romanische Stil alle schematische Einförmigkeit vermied. Licht drang 
von außen nur spärlich in das Kircheninnere; denn die Fenster 
waren klein und zuweilen von einem Mauerwerk bis zu 2 Meter 
Stärke umrahmt. Wenn auch Kerzen angezündet wurden, herrschte 
doch meist ein geheimnisvolles Dunkel vor, das den Besucher zu 
stiller Einkehr, zu beschaulicher innerer Sammlung veranlaßte. 
Das entsprach ganz den Anschauungen der mittelalterlichen Zeit, 
in der der kühne Geistesflug des einzelnen durch die Herrschaft 
der Kirche niedergehalten wurde. 
Baumeister und Bauleute waren lange Zeit ausschließlich An¬ 
gehörige der Kirche, Geistliche und Mönche. Als aber die Klöster 
auch Laienbrüder in ihre Gemeinschaft aufnahmen, bildete sich aus 
ihnen ein besonderer Stand von Bauhandwerkern, aus denen fach¬ 
männisch geschulte Bauleute hervorgingen. 
Da man große Kirchenbauteu nicht selten in Angriff nahm, 
ohne der erforderlichen Mittel gewiß zu sein, zog sich ihre Voll¬ 
endung oft lauge hinaus; erst die Bewilligung eines neuen Ab¬ 
lasses machte in manchen Fällen die Fortsetzung der unterbrochenen 
Bautätigkeit möglich, und der Baumeister, der das Werk begonnen 
hatte, sah dann zuweilen uicht seine Vollendung. Doch wurden 
auch einzelne fertige Teile für gottesdienstliche Zwecke benutzt. 
Eins der hervorragendsten Bauwerke der romanischen Kunst 
ist der Dom zu Speyer, der um 1030 begonnen und um 1060 
vou Heinrich IV. vollendet wurde. Senkungen veranlaßten noch 
zu dessen Regierungszeit einen großen Umbau, bei dem die ur¬ 
sprünglich flache Decke gewölbt wurde. Der Kaiser wollte an¬ 
scheinend mit diesem Bau seinem großen Gegner Gregor ein Trutz¬ 
denkmal errichten. Hier saudeu acht deutsche Herrscher, darunter 
Heinrich IV. und Rudolf vou Habsburg, ihre Ruhestätte. Der 
stolze Bau blieb unversehrt, bis in den Raubkriegen Ludwigs XIV. 
französische Mordbrennerscharen ihre Zerstörungswut an ihm aus¬ 
ließen und die Kaisergräber schändeten. Bayerische Könige, nament¬ 
lich Ludwig I., haben ihn im 19. Jahrhundert unter Vornahme 
mancher baulicher Veränderungen wieder hergestellt. — Ähnliche 
romanische Dombauten entstanden z. B. auch iu Mainz und Worms.
	        
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