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Siegfrieds Tod. Gemälde von Julius Schnorr von Carolsfeld.
Mit Genehmigung von G. Stuffler in München.
Nun begann das Mittagsmahl. Die Jäger setzten sich nieder auf
den grünen Anger, und reichliche Speise ward ihnen aufgetragen. Aber
es gab keinen Wein. Da sprach Siegfried: „Warum bringen uns die
Schenken keinen Wein! .Ich dächte, wir Jäger hätten heute einen guten
Trunk wohl verdient." König Günther erwiderte: „Daran ist Hagen
schuld, der will uns verdursten lassen." Ihm entgegnete Hagen: „Lieber
Herr, ich wähnte, das Birschen sollte im Spessart sein, dorthin sandte ich
den Wein, und so haben wir heute nichts zu trinken. Aber ich weiß in
der Nähe einen kühlen Quell, dahin können wir gehen." Das war dein
durstigen Siegfried recht. Als sie von weitem die breite Linde sahen, wo
der Brunnen floß, sprach Hagen: „Ich hörte immer, es könnte niemand
den edeln Siegfried im Laufe einholen. Wenn er uns nur das jetzt
sehen ließe!" Darauf antwortete Siegfried: „Ihr könnt es ja versuchen.
Wollt ihr um die Wette mit mir zum Brunnen laufen? Ich lege mich
euch Zu Füßen in das Gras, und dazu will ich all mein Jagdgewand
und meine Waffen tragen." Hagen und Günther waren gleich bereit.
Sie legten Waffen und Oberkleid ab und liefen wie zwei wilde Panther
über die Heide. Aber Siegfried war doch zuerst an dem Brunnen.
Hier nahm er Schwert und Köcher ab, den Speer lehnte er an
einen Ast der Linde, den Schild legte er neben den Quell. Wie sehr