Full text: [Teil 2 = Kl. 6 u. 5] (Teil 2 = Kl. 6 u. 5)

in den Kohlen gelbe Kristalle eingesprengt. Diese werden Schwefel¬ 
kies genannt. Sie sind’s, die beim Verbrennen der Kohlen im Ofen 
blaue Flammen und schwefligen Geruch verursachen. 
Wie die Metalle, so wird auch die Steinkohle vom Bergmann 
tief aus dem Schoße der Erde gegraben. Wie das geschieht, ist 5 
uns schon bekannt. 
Aber die Kohle hat nicht immer dort gelegen, wo sie heute 
gefunden wird, ja, sie ist selbst nicht immer das gewesen, was sie 
heute ist. Vor uralten Zeiten lag am Fuße eines Gebirges eine 
weite, flache Talmulde. Diese bildete eine riesige Sumpf- und 10 
Moorlandschaft. In ihr standen dichte Wälder mit Pflanzen von 
fremdartigem Aussehen. In üppiger Fülle wuchsen sie, absterbend 
versanken sie im nassen Grunde und neue Pflanzengeschlechter 
erstanden in unausgesetzter Folge über den alten. Das ging so 
viele Jahrhunderte lang fort. Immer dicker wurde die Schicht 15 
modernder Pflanzenstoffe. Da fielen einmal ungeheure Regengüsse. 
Von den Bergen stürzten die Wildwässer herab in die Talmulde, 
brachen verheerend alles nieder und deckten es dann mit einer 
dicken Lage von Geröll, Sand und Tonschlamm zu. Auf der ver¬ 
wüsteten Stätte siedelten sich wieder Pflanzen an. Neue Sumpf- 20 
wälder entstanden und wuchsen lange Zeiträume hindurch. Dann, 
wurde ihnen dasselbe Schicksal zuteil wie ihren Vorgängern. Auch 
sie wurden unter dem von Gewässern herbeigeführten Schutte 
begraben. So wiederholte sich der ganze Vorgang noch ver¬ 
schiedene Male. 25 
Die im feuchten Erdreich begrabenen Pflanzen aber konnten 
nicht verfaulen. Das hätte nur geschehen können, wenn sie an 
der Luft lagen. Von der waren sie jedoch durch die allmählich 
mehrere hundert Meter mächtig gewordenen überlagernden Schichten 
abgeschlossen. Diese preßten mit ihrer ungeheueren Last die 30 
eingebetteten Pflanzenmassen so zusammen, daß man später gar 
nichts mehr von der ehemaligen Form und Gestalt erkennen 
konnte. Neben dieser Veränderung vollzog sich nach und nach 
an ihnen noch eine solche anderer Art. Sie verloren nämlich 
immer mehr die Eigenschaften und die Farbe des Holzes, wurden 35 
steinhart, schwarz und gänzend, sie wandelten sich im Laufe un¬ 
endlich langer Zeiten in Steinkohle um. Der Pflanzenwuchs ehe¬ 
maliger Sumpfwälder lag nun im Schoße der Erde als eine Reihe 
von Kohlenflözen, während die ebenfalls erhärteten, eingeschwemmten 
Schuttmassen als Schichten von Sandstein und Tonschiefer sich 40 
dazwischen ausbreiteten. 
Walther, Naturkunde I. 2. Ausl. Leipzig, A. Hahn, 1907. S. 163. 
Tesch, Lesebuch für Mittelschulen. II. 
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