in den Kohlen gelbe Kristalle eingesprengt. Diese werden Schwefel¬
kies genannt. Sie sind’s, die beim Verbrennen der Kohlen im Ofen
blaue Flammen und schwefligen Geruch verursachen.
Wie die Metalle, so wird auch die Steinkohle vom Bergmann
tief aus dem Schoße der Erde gegraben. Wie das geschieht, ist 5
uns schon bekannt.
Aber die Kohle hat nicht immer dort gelegen, wo sie heute
gefunden wird, ja, sie ist selbst nicht immer das gewesen, was sie
heute ist. Vor uralten Zeiten lag am Fuße eines Gebirges eine
weite, flache Talmulde. Diese bildete eine riesige Sumpf- und 10
Moorlandschaft. In ihr standen dichte Wälder mit Pflanzen von
fremdartigem Aussehen. In üppiger Fülle wuchsen sie, absterbend
versanken sie im nassen Grunde und neue Pflanzengeschlechter
erstanden in unausgesetzter Folge über den alten. Das ging so
viele Jahrhunderte lang fort. Immer dicker wurde die Schicht 15
modernder Pflanzenstoffe. Da fielen einmal ungeheure Regengüsse.
Von den Bergen stürzten die Wildwässer herab in die Talmulde,
brachen verheerend alles nieder und deckten es dann mit einer
dicken Lage von Geröll, Sand und Tonschlamm zu. Auf der ver¬
wüsteten Stätte siedelten sich wieder Pflanzen an. Neue Sumpf- 20
wälder entstanden und wuchsen lange Zeiträume hindurch. Dann,
wurde ihnen dasselbe Schicksal zuteil wie ihren Vorgängern. Auch
sie wurden unter dem von Gewässern herbeigeführten Schutte
begraben. So wiederholte sich der ganze Vorgang noch ver¬
schiedene Male. 25
Die im feuchten Erdreich begrabenen Pflanzen aber konnten
nicht verfaulen. Das hätte nur geschehen können, wenn sie an
der Luft lagen. Von der waren sie jedoch durch die allmählich
mehrere hundert Meter mächtig gewordenen überlagernden Schichten
abgeschlossen. Diese preßten mit ihrer ungeheueren Last die 30
eingebetteten Pflanzenmassen so zusammen, daß man später gar
nichts mehr von der ehemaligen Form und Gestalt erkennen
konnte. Neben dieser Veränderung vollzog sich nach und nach
an ihnen noch eine solche anderer Art. Sie verloren nämlich
immer mehr die Eigenschaften und die Farbe des Holzes, wurden 35
steinhart, schwarz und gänzend, sie wandelten sich im Laufe un¬
endlich langer Zeiten in Steinkohle um. Der Pflanzenwuchs ehe¬
maliger Sumpfwälder lag nun im Schoße der Erde als eine Reihe
von Kohlenflözen, während die ebenfalls erhärteten, eingeschwemmten
Schuttmassen als Schichten von Sandstein und Tonschiefer sich 40
dazwischen ausbreiteten.
Walther, Naturkunde I. 2. Ausl. Leipzig, A. Hahn, 1907. S. 163.
Tesch, Lesebuch für Mittelschulen. II.
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