^Es ist aus, Rolf Kok! Sie haben dich mit dem Obristen tot oder
lebendig!" rief er jammernd und jagte weiter. Unschlüssig, ob er sich gegen
Havelberg zum Feldmarschall Karl Gustav oder gegen Pritzerbe zu dessen
Stiefbruder, dem Grafen Waldemar, wenden solle, jagte er fürs erste gradeaus
in die lieblichen Sümpfe und Heiden der wackeren Mark Brandenburg hinein. 5
Das waren eilige Tage, und nimmer ist in der Welt so scharf
geritten worden wie in diesem Juni des Jahres 1675 in der Mark, so¬
wohl vom Knrhut Brandenburg als auch von der Krone Schweden!
Neun Tage schon hatte die kurfürstliche Reiterei nicht abgesattelt, und
nun sprangen auf die Kunde von der Einnahme von Rathenow im jähen 10
Schreck und aller Verstörnng auch die schwedischen Herren in die Sättel.
Von Havelberg brach eilends der Feldmarschall Wränget auf, von
Brandenburg und Pritzerbe sein Stiefbruder. In aller Hast ging der
Marsch der beiden so unvorsichtig geteilten Heeresflügel durch Bruch,
Moor, Heide und Kiefernwald auf den durch alte Schlachten berühmten 15
Kremmerdamm zu, um eine Vereinigung daselbst herzustellen und, was
noch zu retten war, vor dem zornigen Hausherrn zu retten, ehe Kur¬
fürstliche Durchlaucht, die gradaus ebenfalls einen Strich aus Fehrbellin
zogen, den ungebetenen Gästen auch da an der Tür aufwarteten.
Drei Tage ritten sie noch, da trafen sie zusammen und geschah die 20
wundervolle Schlacht.
Raabe, Gesammelte Erzählungen. 2. Anst. Berlin, Zanke, 1901. 2. Bd., S. 322.
254. Einfachheit: und Sparsamkeit Friedrich Wilhelms I.
Von K. Heimer.
önig Friedrich Wilhelm, der Sohn Friedrichs I., war 25
ein einfacher und sparsamer Herr. Von den vielen
Dienern, die sein Vater hatte, behielt er nur wenige.
Er trug gewöhnlich einen einfachen Offiziersrock,
auch seine Gemahlin und seine Töchter kleideten
sich einfach. An der königlichen Tafel gab es in 30
der Regel nur bürgerliche Kost, und mancher reiche
Untertan speiste weit besser als der König. Gern saß er aber abends
in traulicher Unterhaltung mit einigen Freunden zusammen. Große
Feste veranstaltete er nicht, seine liebste Erholung war die Jagd.
Die meisten deutschen Fürsten seiner Zeit ahmten dem König von 35
Frankreich nach. Sie bauten herrliche Schlösser, legten große
Lustgärten an und verschwendeten das Geld ihrer Untertanen.
König Friedrich Wilhelm aber sprach: ,,Ich will kein Franzose
sein, ich bin echt deutsch!“ Um die Bildung des Volkes zu er¬
höhen, gründete er nach und nach über 1800 Landschulen. In 40
Berlin ließ er ein großes Krankenhaus erbauen, in dem viele Kranke
gute Pflege fanden.