Der hat wieder keinen;
Da fragt das Bäumlein noch
einen,
Es fragt von Baum zu Baum,
Aber kein einz'ger hat Raum.
95. Sie standen schon im Sommer
Eng in ihrer Kammer;
Jetzt im kalten Winter
Stehn sie noch enger dahinter.
Dem Bäumchen kann nichts
frommen,'
100. Es kann nicht unterkommen.
Da geht es traurig weiter
Und friert, denn es hat keine
Kleider;
Da kommt mittlerweile
Ein Mann mit einem Beile,
105. Der reibt die Hände sehr,
Thut auch, als ob's ihn fror.
Da denkt das Bäumlein wacker:
Das ist ein Holzhacker;
Der kann den besten Trost
110. Mir geben für meinen Frost.
Das Bäumlein spricht schnell
Zum Holzhacker: „Gesell,
Dich friert's so sehr wie mich
Und mich so sehr wie dich.
115. Vielleicht kannst du mir
Helfen und ich dir.
Komm, hau mich um,
Und trag mich in deine Stub'n;
Schür ein Feuer an,
120. Und leg mich dran;
So wärmst du mich,
Und ich dich."
Das deucht *) den Holzhacker
nicht schlecht;
Er nimmt sein Beil zurecht,
125. Haut's Bäumlein in die Wurzel,
Umfällt's mit Gepurzel;
Nun hackt er's klein und kraus
Und trägt das Holz nach Haus
Und legt von Zeit zu Zeit
130. In den Ofen ein Scheit.
Das größte Scheit von allen
Ist uns fürs Haus' gefallen;
Das soll die Magd uns holen.
So legen wir's auf die Kohlen;
135. Das soll die ganze Wochen
Uns unsre Suppen kochen.
Oder willst du lieber Brei?
Das ist mir einerlei.
11. Der* Eber und der Puchs.
Äsopsehe Fabel.
Ein Eber stand an einem Baume und wetzte seine Hauer.
Ein Fuchs, der vorbeikam, fragte ihn: „Warum wetzest du deine
^ähne? Ich sehe nirgends einen Feind!“ Da sprach der Eber:
«Wenn die Gefahr einmal mich umgibt, dann ist keine Zeit übrig,
weine Waffen zu schärfen, dann muss ich schon kampfbereit sein,
degen Gefahr muss man sich rechtzeitig bereit halten.“
0 Deucht ist eine späte Bildung aus dem Prater, deuchte des Verbs dünken.
lJnfin. beuchten). Beide haben gewöhnlich den Akkusativ bei sich.