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2. Mächtig und unbeschreiblich ist das Gewühl der Menschen 
auf den Straßen, besonders im innern und wichtigsten Teile Londons, 
in der City. Hier haben die Kaufleute ihre Warenlager und Schreib¬ 
stuben, aber nicht ihre Wohnungen. Zu Tausenden kommen sie am 
Morgen auf den verschieden Omnibus-, Straßenbahn- und Eisenbahn¬ 
linien, um abends wieder nach ihren Wohnungen in den Vorstädten 
zurückzukehren. Auf den Hauptstraßen und an den Brücken der City 
ist es zu jeder Zeit so lebhaft wie auf einer Messe oder einem Jahr¬ 
märkte. Nicht selten sind Fremde, die zum ersten Male ausgehen 
wollten, an der Tür stehen geblieben; sie glaubten, es müsse etwas 
Besondres vorgefallen sein, und wollten warten, bis sich das Getümmel 
verliefe; es war natürlich vergeblich. Der Lärm und das Getöse von 
London ist betäubend, und das Gedränge der Menschen, Wagen und 
Pferde geradezu gefährlich. So überschritten an einem einzigen Tage 
im September 1895 die Londonbrücke 21646 Wagen und 108 598 Fu߬ 
gänger, und 8151 Wagen und 25 255 Fußgänger benutzten an dem¬ 
selben Tage die Towerbrücke. Das Gedränge wird von Jahr zu Jahr 
stärker und gefährlicher. Darum hat man darauf Bedacht nehmen 
müssen, den Verkehr durch andre Mittel zu bewirken und so die 
Straßen frei zu halten. Hoch übeFdie Straßen hinweg führt man mitten 
durch die Stadt Eisenbahnen, die in der Höhe der Schornsteine an 
den Häusern entlang gehen. Auf hohen Pfeilern ruhen die Schienen, 
und Lokomotiven mit langen Personen- und Güterzügen sausen über 
den Köpfen! der Menschen neben den Dächern hin. Andre Eisen¬ 
bahnen, die sogenannten Untergrundbahnen, gehen unter der Erde 
hin und besitzen zahlreiche Stationen, zu denen man auf Treppen 
hinuntersteigt. Diese Bahn geht in Tuhmels von 9 m Breite und 
5 m Höhe unter den Straßen und Kellern der Häuser entlang. 
Selbst die Post kann nicht alle ihre Briefe mit Wagen und Pferden 
durch die Straßen fahren. Darum hat sie weite eiserne Röhren unter 
den Straßen entlang legen lassen, in denen kleine Wagen mit Briefen 
durch Luftdruck hin und her getrieben werden. Diese Art der Post 
heißt Rohrpost. 
3. So lebhaft es an Wochentagen in London hergeht, so ruhig ist 
es an Sonn- und Feiertagen; denn die Sonntagsfeier ist äußerst streng. 
An Sonntagen können Briefe weder aufgegeben, noch befördert werden, 
an Sonntagen verkehren weniger Züge auf den Eisenbahnen als an 
Wochentagen, an Sonntagen ist sogar ein großer Teil der Wirtshäuser 
geschlossen. 
Julius Tischemlorf.
	        
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